Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 224† Rotenburg, Schloßkirche 1581–1590

Beschreibung

Wappenbeischriften im Hauptgewölbe der Schloßkirche, die sich im Nordflügel des Schlosses befanden und beim Umbau des Schlosses nach 1790 beseitigt wurden.1) Die Gewölbedecke war in zwei Felder geteilt. Das erste zeigte das hessische Wappen, das von einem in Stuck ausgeführten Kranz aus Laub, Blumen und Früchten umgeben war. Um den Kranz herum war die Namensinschrift (A) in goldenen Buchstaben auf schwarzem Grund angeordnet. Rechts wurde das Wappen von einer weiblichen Figur mit gefalteten Händen flankiert, vor der ein Bogen und Pfeile lagen. Es handelt sich möglicherweise um eine Darstellung der Klugheit.2) Links war ebenfalls eine weibliche Figur mit gefalteten Händen dargestellt, für die Lucae aber kein spezifisches Attribut angibt. Das zweite Feld zeigte das württembergische Wappen mit der gleichen Rahmung durch Stuck und Inschrift (B) wie das hessische Wappen. Rechts von dem Wappen war eine Frau mit einem kleinen Kind an ihren entblößten Brüsten als Bild der Caritas dargestellt. Links konnte man eine Frau mit Kreuz und Buch als Verbildlichung der Fides erblicken.3) Bei der nicht identifizierten Person könnte es sich demnach um die der Spes handeln.

Nach Lucae.

  1. A

    Wilhelmus 4. Landgraff zu Hessen Graff zu Catzenelnbogen Dietz Ziegenhayn und Nidda

  2. B

    Sabina Landgräffin zu Hessen Gräffin zu Catzenelnbogen Dietz Ziegenhayn Nidda gebohrene hertzogin zu Wirtenberg

Wappen:
Hessen-KasselWürttemberg

Kommentar

Die Innenausstattung der Schloßkirche wurde von Wilhelm Vernukken und seinen Söhnen zwischen 1581 und 1590 geschaffen.4) Die gut sichtbar im Hauptgewölbe angebrachten Wappen und ihre Inschriften riefen den Kirchenbesuchern permanent in Erinnerung, wer die Erbauer der Kirche waren. Wappen und Namensinschriften Wilhelms IV. von Hessen und seiner Frau Sabine († 1581) dienten somit der Memoria, doch hatten sie auch eine repräsentative Funktion, was sich in der aufwendigen Gestaltung zeigt.

Wilhelm IV. war der älteste Sohn Philipps des Großmütigen von Hessen und der Christina von Sachsen. Er heiratete 1566 Herzogin Sabine von Württemberg.5) Bei der Erbteilung nach dem Tode des Vaters 1567 erhielt Wilhelm das Territorium Hessen-Kassel.6)

Anmerkungen

  1. Dehio, Hessen 756 f.; Dehio, Hessen I (2008) 787.
  2. Vgl. zu ihren Attributen Michael Evans, Tugenden, in: LCI 4 (1972), Sp. 378.
  3. Ebd. 376 f.
  4. Dehio, Hessen 756; Kemp, Kulturdenkmäler II 790.
  5. Europäische Stammtafeln NF I.2, Taf. 240.
  6. Vgl. dazu und zur Regierung Wilhelms Press, Hessen im Zeitalter der Landesteilung 270 ff.

Nachweise

  1. Lucae, Kleinod 55 (54 f.).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 224† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0022408.