Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)

Nr. 29† Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 1300

Beschreibung

Grabplatte Abt Heinrichs IV. von Swinrode gen. Schweinrüde. Ehemals hochrechteckige Platte mit Umschrift zwischen Linien: Im Feld stand die Figur des Abtes mit Mitra und Stab in der linken Hand, ein Wappen war nach der Zeichnung und der Beschreibung nicht vorhanden. Die Umschrift ist einmal in einer ungelenken und unvollkommenen Nachzeichnung und weiter innen in einer Transkription wiedergegeben. Der Text beginnt gemäß Zeichnung außergewöhnlich links oben vor dem Eck.

Nach Schlegels Textzitat, ergänzt mit Teilen der Umzeichnungen.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.1)

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz; Forschungsbibliothek Gotha (Thomas G. Tempel (Repro)) [1/1]

  1. A(NN)O / [DOMINI]a) MCCC XVIII K(A)L(EN)D(AS) OCTOB(RIS) / OBIIT D(OMI)N(V)S HENRICVS HERSFELD(ENSIS) ABBAS / SWINRVDE DICTVS DOMINVS SIT / [– – –]b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1300, am 18. Tag vor den Kalenden des Oktober (14. September 1300) starb der Herr Heinrich, Abt von Hersfeld, Swinrode genannt. Der Herr sei…

Kommentar

Man muß auch von der Anbringung eines Wappens ausgehen, da diese bei Grabplatten allgemein der Darstellung der Verstorbenen vorausgeht.

Zu den denkwürdigen Handlungen des Abtes gehört die Belehnung Markgraf Friedrichs des Freidigen im Jahr 1292 mit Gütern und Städten in Sachsen, darunter Dresden.2) Während die jüngeren Zeugnisse von einer Familie von Swinrode ausgehen, nennt die Grabinschrift den Abt SWINRVDE DICTVS, also genannt Schweinrude/Schweinrüde; so nannten sich im Jahre 1339 auch zwei Brüder Konrad und Gopil anläßlich eines Landverkaufs.3)

Textkritischer Apparat

  1. Weder in der Nachzeichnung noch im Zitat, aber um 1300 kaum fehlend.
  2. Die Nachzeichnung der linken Leiste ist lückenhaft und durch Mißverständnisse entstellt. Vorstellen könnte man sich eine Fortführung des Textes mit SIT EI PROPITIVS; in der Tat kommen P IVS vor, aber nach anderen Buchstaben, gegen Ende hin noch PERDEMON [PER DEMON] ?? und VS; die Kopie der Gießener Handschrift wiederholt nur das Zitat.

Anmerkungen

  1. So nach der Nachzeichnung. Kürzungen folgen vornehmlich der Nachzeichnung und der Entstehungszeit eignen Moden, nicht der inneren Reinschrift und dem Zitat, bei der anscheinend mehr zeitgenössische Usancen vorkommen.
  2. Vgl. Ziegler, Mitra und Krummstab 16.
  3. Vgl. Thüringisches StA Meiningen, Urkunden des Klosters Allendorf 145, im Digitalen Archiv des Landesarchivs Thüringen: urn:nbn:de:urmel-3e5dbf26-6654-4122-986d-f5fa77625c986 (Stand: 22.07.2022).

Nachweise

  1. Schlegel, Abbatia, fol. 124r (Nachzeichnung und Transkription), 125r (Zitat).
  2. Schlegel, Abbatia (Hs. Gießen) 286 (Zitat).

Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 29† (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0002906.