Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 340 Ausbach (Hohenroda), Evangelische Kirche 1635
Beschreibung
Grabkreuzstein der Katharina Rosenthal. Die Fragmente des Steins aus hellem Sandstein wurden 1969 von dem Archäologen Klaus Sippel auf dem Friedhof und an anderen Stellen in Ausbach aufgefunden und zusammengesetzt.1) Heute befindet er sich in der Kirche und ist hinter dem Altar in der Laibung des linken östlichen Fensters geborgen. Auf der Rückseite des rundkopfigen Steins – die Vorderseite trägt das Kreuz – beginnt die Sterbeinschrift (A), eigentlich in der zweiten Zeile über einem Streb, und umfaßt hier 10 Zeilen; fortgesetzt wird sie auf der Vorderseite in zweieinhalb Zeilen. Es schließen sich, ohne besondere Kennzeichnung oder Abtrennung, der wie diese drei Zeilen über ein erhabenes, kleines lateinisches Kreuz geschriebene Leichtext? (B) und eine Spruchinschrift (C) an. Die Schrift läuft stets über das Kreuz. Die Oberfläche des gesamten Steins zeigt Verwitterungsspuren. Wo der aus vier Stücken wieder zusammengesetzte Stein unten grob behauen ist, steckte er in der Erde.1)
Maße: H. 59,5, B. 27,5, Bu. 3,8–5,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
AN(N)O 1635 · / DEN . 19a) . // [S]EPTEMBRISb) IST H/ERMAN ROSEN/TALS FORSCHT/KNECHTS TOCH/TERLEIN CATHAR/INA IN GOTTc) SELI/Gc) ENDSCHLAFFENd) SEINES //e) ALTERS // V[I]R / EINHERF / IA͜H͜R
- B
PH(I)LIP(ER) If) CHR/ISTVS IST MEIN L/EBN . STERBEN IST / MEIN GE[W]INN2) ·
- C
DER TOD DEN ALTENg) / STEHT IN DER / THVR DE IVNGEN / SVCHT ER M[I]T LI/ST3)
Textkritischer Apparat
- Die beiden ersten Zeilen am Stein vertauscht.
- Das S mehrfach kaum geschwungen, hier fast ein gerader Schrägrechtsschaft.
- Das G zu einem flachen S verschliffen, vielleicht auch nur ein simpler Schreibfehler.
- Das zweite F ganz dünn und nach leicht links gekippt.
- Text von einem Zeichen, einem an Bändern hängenden Jagdhorn, unterbrochen.
- HLPI Sippel.
- Hier hat Sippel, der auch sonst unsicher las, mit DER TOTEN ALTER mißverstanden.
Anmerkungen
- Sippel 143. Foto und Autopsie werden der großzügigen Unterstützung von Herrn Prof. Dr. Karl Friedrich Azzola, Trebur, verdankt.
- Phil 1,21.
- Ein ähnlicher Gedanke in der ersten Predigt zum Thema „Betracht, o Mensch, den bittern Todt / So wirst du leben stets mit Gott“, in: F. Fossa, Geistliches Glockenspiel, Durch welches Die in der Sünd eingeschläfferte Seelen Vermittelst Fünff und Dreyssig Glocken, Als so vielen Geist- und Lehr-vollen Predigten Gottes aufferweckt und auffgemuntert werden, … Salzburg /Augsburg 1706, 4, wo nach der Feststellung, daß der Tod niemanden und auch kein Alter verschont, diese Erkenntnis „als alleinig, daß der Tod den Alten an der Thür, der Jugend aber in dem Hinterlist ist“ erkannt wird.
- Vgl. Azzola, Ms. S. 317 mit Sippel 145 nach dem Grabstein der Catharina Bleichenbach (1650) in Büdingen.
- Zur Karriere Sippel 146 f.
Nachweise
- Sippel, Neuaufgefundener Grab-Kreuzstein 144.
- „Katharina Rosenthal 1635, Ausbach“, in: Grabdenkmäler <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1063> (Stand: 28. 6. 2006, Bearb. Otto Volk, HLGL).
- Azzola/Azzola/Schmidt, Grab-Kreuzsteine, Ms. S. 338.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 340 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0034005.
Kommentar
Trotz der Abwitterung und gelegentlich sauberer Kerben sind die Kapitalisbuchstaben in weiten Teilen als verunglückt zu erkennen. Das gilt vor allem für nur mit flach geschwungenen und mit vereckten Bögen versehene S und die sehr ähnlich aussehenden, einer unzialen Form angenäherten G. Ansonsten sind die verkleinerten O und die Massierung von Nexus (mehrfach drei oder vier Buchstaben hintereinander) hervorzuheben.
Hermann Rosenthal wird von 1640 bis 1661 in den Rechnungsbüchern des Amtes Friedewald genannt, doch geht aus dem Eintrag zu 1661 hervor, daß er zu dieser Zeit bereits verstorben war. Er war auch schon 1635 Mitglied der Forst- und Jagdverwaltung, wie das sein Titel und das in der letzten Zeile der Inschrift abgebildete Jagdhorn anzeigen;4) in einem Eintrag des Rechnungsbuchs zu 1656 wird er als „förster Zue Creutzbergk“ (heute Philippsthal) erwähnt.5) Seine Tochter Catharina starb 1635 mit nur viereinhalb Jahren. Auf ihr kurzes Leben spielt die Spruchinschrift (C) an.