Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 36 Rhina (Haunetal), Evangelische Kirche 2. D. 14. Jh.
Beschreibung
Alphabet auf einer Glocke im Glockenturm. Die Inschrift läuft zwischen Kordelstegen auf der Schulter um, nur die drei letzten Buchstaben befinden sich auf der Schulter unterhalb des Kreuzes, das den Anfang der Inschrift markiert. An dieser Stelle ist etwas weiter unten auch eine kleine Darstellung des Gekreuzigten angebracht.
Maße: H. 51, Dm. 61, Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ A B C D E F G H I K L M N O P Q R // S T V
Anmerkungen
- J und U gelten zu dieser Zeit noch nicht als eigene Buchstaben, sondern werden mit I und V gleichgesetzt.
- Vgl. dazu Köster, Alphabet-Inschriften auf Glocken 373–377, der die Glocke in Rhina nicht erwähnt; zu Alphabetglocken vgl. auch Poettgen, Sinnlose Glockeninschriften passim.
Nachweise
- Sturm, Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes II 345 f.
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 36 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0003600.
Kommentar
Alle Buchstaben außer A, I und S sind seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend ausgeführt. Die Inschrift zeigt eine flächige gotische Majuskel mit deutlichen Schaftverbreiterungen und Bogenschwellungen, die außen eine spitze Form anstreben. Die Buchstaben C, E und M sind durch Abschlußstriche völlig geschlossen, und auch das G ist durch die weit hochgezogene und bis zum Bogen zurückgebogene Cauda fast geschlossen. Der Balkensporn des L ist nicht ganz bis zur halben Höhe des Schaftes hochgezogen. Diese paläographischen Merkmale sprechen für eine Datierung der Glocke in das mittlere Drittel des 14. Jahrhunderts. Die Glocke ist gewiß jünger als die beiden in Niedergude und Philippsthal (Nrr. 32 f.) und wird innerhalb des vorgeschlagenen Zeitraums eher spät zu datieren sein.
Die Inschrift umfaßt 20 Buchstaben des Alphabets in der üblichen Reihenfolge, doch fehlen die Buchstaben W, X, Y und Z.1) Trotzdem wird deutlich, daß der Gießer hier mit der anerkannten symbolischen Kraft des Alphabets arbeitete, von dem man die Abwehr von Unheil erhoffte.2)