Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 24 Bad Hersfeld, Museum, aus Stiftskirche/Stiftsruine 1. V. 13. Jh.
Beschreibung
Fragment einer Inschrift auf einem profilierten Stein. Das an allen Seiten, vermutlich für eine Zweitverwendung1) beschnittene Fragment aus rotem Sandstein steht heute in der Ausstellung des Museums im zweiten Stock (Inv. Nr. 88/33, alte Inv. Nr. 24/75). Der genaue Fundort ist unbekannt; alter Museumsbestand an Steinskulptur stammt aber wahrscheinlich aus dem Stiftsbereich. Die Inschrift verläuft oberhalb einer Ritzzeichnung in einer Zeile; es könnte sich dabei um Reste von Textilien handeln, jedoch nicht zwingend an einer Grabfigur. Vermutlich waren keine weiteren Zeilen vorhanden, und die Inschrift lief um. Als Worttrenner dient ein halbkugelig vertiefter Punkt.
Maße: H. 35, B. 30, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
[– – –]BITEa) ∙ SEC[– – –]b)
Textkritischer Apparat
- Die linke Kante verläuft knapp rechts des Schaftes; die Lesung B ist eindeutig und steht so auch im älteren Inventar; vgl. auch im Kommentar.
- Die rechte Kante verläuft zwar rechts des C, doch fehlt dessen obere Hälfte durch einen Ausbruch.
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 24 (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0002404.
Kommentar
Die Inschrift zeigt eine spätromanische Majuskel mit in Teilen schon recht flächigen Buchstaben. Unziales E und rundes, sichelförmiges T sind mit Bogenverstärkung oder schon leichter Schwellung und kräftigen Sporen an den Bogen- und Balkenenden gebildet. Auch das I trägt kräftige Sporen. Aufgrund des geringen Buchstabenbestandes ist eine Datierung mit Hilfe der paläographischen Analyse schwierig. Da aber jene Inschriften in romanischer Majuskel aus dem Bearbeitungsgebiet, die der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angehören, keine Unzialbuchstaben aufweisen und ein insgesamt retardierendes Schriftbild zeigen,2) stammt das Fragment frühestens und nur bei nicht unterstellter Progressivität der Schrift aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts; das beginnende 13. Jahrhundert ist aber wahrscheinlicher, obwohl die Abschließung von Buchstaben nicht einmal angedeutet ist.
An eine Textergänzung ist bei dem geringen Bestand nicht zu denken. Immerhin ergäbe ein Kompositum von ire (ABITE, OBITE, SUBITE) einen Zusammenhang mit einer Grabinschrift vor Etablierung des Anno domini-Formulars und bei Fortführung des Textes mit einem Vokal sogar einen Daktylus, wie er in der Zeit zu erwarten ist.