Inschriftenkatalog: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 91: Hersfeld-Rotenburg (2015)
Nr. 5(†) Museumslandschaft Hessen Kassel, Hessisches Landesmuseum, Sammlung für Vor- und Frühgeschichte, aus Bad Hersfeld, Stiftskirche/Stiftsruine 2. H. 9.–1. H. 10. Jh.
Beschreibung
Putzfragmente mit Buchstaben, die Rolf Gensen 1987 bei einer Grabung im nördlichen Querschiff entdeckte (Eingangs-Nr. 777). Auf einem Estrich wurden große Bleistücke gefunden, die vermutlich vom Kirchendach stammen. Zwischen den Bleistücken und auf ihnen lag Brandschutt, auf dem sich wiederum Bauschutt befand. Im unteren Teil dieses Bauschutts kamen die Putzfragmente zutage. Auf drei der gelbweißen Putzstücke sind rot gemalte Buchstaben vorhanden, die jedoch verstümmelt sind (A–C).1)
Maße: Bu. 3,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis, nachkarolingische.
- A
R[A]a)
- B
A
- C
R
Textkritischer Apparat
- Die Cauda eines angeblichen R ist dort nicht unterzubringen, die kryptische Lesung „V und ein R oder B“ in Katalog Hessen und Thüringen nicht nachzuvollziehen oder auf anderes bezogen.
Anmerkungen
- In Hessen und Thüringen 115, Nr. 104 wurden versehentlich die bei der Grabung von 1963 gefundenen Putzfragmente abgebildet.
- Lampert, Annales zu 850 und zu 1037 (Holder-Egger 26 und 54); in seinem Libellum de institutione Herveldensis ecclesiae (Holder-Egger 350) nennt Lampert jedoch das Jahr 1038 als Datum der Brandkatastrophe.
- Dies vermutet Gensen 40.
Nachweise
- Gensen, [Fundbericht] 39 f. mit Abb.
- Hessen und Thüringen 115, Nr. 104 (A).
Zitierhinweis:
DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Nr. 5(†) (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di091mz14k0000507.
Kommentar
Zu erkennen sind zwei spitze, mit Linksschrägenverstärkung gebildete A und zwei R, deren Bögen deutlich verstärkt sind. Bei beiden R ist nur noch der Ansatz der Cauda am Bogen erhalten geblieben, so daß die für die Einordnung des Buchstabens wichtige Ausführung der Cauda unklar bleibt. Aufgrund des geringen Materials und seines schlechten Erhaltungszustandes ist eine Datierung der Buchstaben mit paläographischen Mitteln nicht möglich. Die Buchstaben unterscheiden sich allerdings minimal von denen des älteren Grabungsfundes, bei denen die Übergänge zu den Endstrichen an Schäften winkliger ausgeführt sind, während sie bei dem einzelnen R eine schon fast klassizierende Ausrundung besitzen und daher wohl früher anzusetzen sind.
Aufgrund der Fundsituation könnten die Fragmente noch zur Ausstattung der 1037 oder 1038 abgebrannten karolingischen Klosterkirche gehören, die 850 geweiht worden war.2) Da nach dem Brand der Putz mit Sicherheit vom Mauerwerk geschlagen wurde, um dieses wiederverwenden zu können, gehörten die Buchstaben möglicherweise zur ursprünglichen Ausmalung, etwa zu den Altartituli des Hrabanus Maurus (Nr. 3).3) Verifizieren läßt sich dies jedoch nicht.