Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg

Vorwort

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg bis zum Jahr 1650. Erste Vorarbeiten für die Edition wurden bereits während der Sanierung der Stiftsruine in Bad Hersfeld 1999 durchgeführt. Die eigentliche Bearbeitung des Landkreises wurde aber erst im Herbst 2005 in Angriff genommen. Bis zur Fertigstellung waren allerdings einige Hindernisse zu überwinden. Zunächst mußte die Arbeit an dem Band infolge eines schweren Unfalls im November 2006 ein halbes Jahr unterbrochen werden. Dann folgte die Berufung des Hauptbearbeiters Sebastian Scholz auf einen Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an der Universität Zürich im Herbst 2007. Von Zürich aus konnte die Arbeit an dem Projekt nur eingeschränkt fortgesetzt werden. Nach einer Revision der fertiggestellten Katalognummern 2013 durch den zweiten Bearbeiter Rüdiger Fuchs (Forschungsstelle „Die Deutschen Inschriften“ bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz) wurde bald deutlich, daß über das bisher gesammelte Material hinaus noch weitere Bestände berücksichtigt werden mußten. Da dies von Zürich aus nicht mehr in angemessener Zeit zu bewältigen war, übernahm Rüdiger Fuchs es dankenswerterweise, den Band zu vervollständigen und auch die Kommentare zu den von ihm zusätzlich eingebrachten rund 90 Nummern zu erstellen.

Deshalb muß sein Name auch an erster Stelle derjenigen stehen, denen der ursprüngliche Bearbeiter zu tiefem Dank verpflichtet ist, weil sie zum Gelingen dieses schwierigen Projektes beigetragen haben. In dem zweiten Arbeitsgang hat Rüdiger Fuchs nicht nur den Band fertiggestellt, sondern unermüdlich bei der Lösung vieler epigraphischer und methodischer Probleme geholfen, die einzelnen Lesungen sowie das ganze Manuskript einer detaillierten kritischen Überprüfung unterzogen und die Einleitung ergänzt. Großen Dank schulden beide Bearbeiter Dr. Sabine Wehking von der Inschriftenkommission der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Sie half in selbstloser Weise bei der Organisation der Aufnahmefahrten im Bearbeitungsgebiet, die von Zürich aus nur schwer zu koordinieren waren, übernahm die Rolle der Fotografin auf den gemeinsamen Fahrten und betätigte sich auch noch als hervorragende Gastgeberin. Jörg Poettgen (†) (Overath) beantwortete unermüdlich und geduldig Fragen zur Problematik der Glockeninschriften und ihrer Überlieferung. Hanni Geiser (Zürich) las das gesamte Manuskript Korrektur.

Weiter möchten wir den Kollegen der Mainzer Inschriften-Kommission unseren herzlichen Dank aussprechen. PD Dr. Michael Oberweis diskutierte mit uns verschiedene Probleme von Lesungen und Übersetzungen und besorgte in Zürich nicht verfügbare Literatur. Die Fotografen Frau Brunhild Escherich und Herr Thomas G. Tempel sorgten unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen für gute Photos, und Herr Tempel übernahm zudem die digitale Bearbeitung sowie das Layout des Abbildungsteils; Christian Feist verarbeitete Zeichnungen und Fotos von Steinmetzzeichen und Marken zu abbildungsfähigen Vorlagen.

Darüber hinaus haben uns viele Menschen bei der Erarbeitung des Bandes geholfen, denen unser herzlicher Dank gilt, die jedoch nicht alle namentlich genannt werden können, obgleich ohne das hilfreiche Öffnen von Türen und Schränken und ohne jene unglaublich nützlichen lokalen Informationen die Dokumentation von Inschriften kaum gelingen kann. Stellvertretend für alle bereitwilligen Helfer, die sonst an geeigneten Stellen des Kataloges [Druckseite VIII] genannt sind, möchten wir Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola (†) (Trebur), Christian Bauer (Reversio, Bad Hersfeld), Pfarrer Friedrich Berger (Braach), Heinz Bettenhausen (Untergeis), Pfarrer Steffen Blum (Wehrda), Freiherr Jürgen von Dörnberg (Burg Herzberg), Dr. Michael Fleck (Bad Hersfeld), Dr. Reinhard Gutbier (Bamberg), Liese Honikel (Hilmes), Johannes van Horrick (Stadtverwaltung Bad Hersfeld), Gerhard Kraft (Louis-Demme-Archiv/Stadtarchiv Bad Hersfeld), Dr. Otfried Krafft (Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte, Universität Marburg), Dr. Thomas Ludwig (Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten, Hessen), Andreas Schmidt (Wettenberg), Dr. Gerhard Steib (Eschwege) und Prof. Dr. Otto Volk (Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg) dafür danken, an der Realisation dieses Bandes mitgewirkt zu haben. Der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen ist für die unkomplizierte und freundlich gewährte Erlaubnis für Fotoaufnahmen in der Stiftsruine zu danken. Desgleichen ist den freigebigen „Lieferanten“ von Fotos und Zeichnungen zu danken, die den Band über das heute Zugängliche bereichert haben. Hier sind neben Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola (Trebur) und Andreas Schmidt (Wettenberg) Dr. Wolfgang Runschke (Forschungsbibliothek Gotha), der die Abbildung der Schlegelschen Zeichnungen ermöglichte, Herr Markus Pfromm vom Verlag der Hersfelder Zeitung und Frau Ingrid Knauf und Frau Dr. Antje Scherner vom Landesmuseum Kassel (Museumslandschaft Hessen Kassel) zu nennen. Frau Dr. Carola Föller (Erlangen) übermittelte freundlicherweise höchst nützliche Fotoaufnahmen aus der Glockenkartei des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Herrn Olaf Meding, dem Lektor der Mainzer Akademie, danken wir für seine kompetente Hilfe bei der technischen Herstellung, die von stm | media und dem Druckhaus Köthen (Köthen, Anhalt) in bewährter Weise umgesetzt wurde.

Zürich und Mainz, im Mai 2015

Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs

1. Vorbemerkungen und Hinweise zur Benutzung

Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg wurden nach den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften bearbeitet. Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften des Kreises in seinen heutigen Grenzen bis zum Jahr 1650. Inschriften aus der Zeit vor 1650, deren Träger nachweislich erst später in das Bearbeitungsgebiet gelangten, wurden nicht berücksichtigt, hingegen solche, die vor 1650 dahin kamen.

Aufgenommen wurden alle zugänglichen erhaltenen Inschriften mit ihren Trägern. Nur noch in Abschriften, in Nachzeichnungen, in Drucken oder auf Fotos überlieferte Inschriften, die heute verschollen oder verloren sind, wurden ebenfalls ediert.1)

Die Edition beschränkt sich auf jene Inschriften, die nicht Gegenstand von Spezialdisziplinen wie z.B. der Sphragistik und der Numismatik sind.2) Ausgeschlossen blieben nach wie vor die Inschriften aus dem jüdischen Kulturkreis sowie Runen, Steinmetz- und Meisterzeichen, Hausmarken, Goldschmiede- und Beschauzeichen, Monogramme und Einzelbuchstaben, sofern sie nicht in Verbindung zu einer Inschrift stehen. Singulär vorkommende Jahreszahlen und Jahreszahlen mit Initialen wurden nur unter der Bedingung aufgenommen, daß sie autopsiert werden konnten oder eine ausreichend verläßliche Dokumentation etwa durch alte Fotos vorliegt. Ausschließlich nachrichtlich überlieferte Jahreszahlen, deren Authentizität nicht abgeschätzt werden konnte, wurden grundsätzlich nicht aufgenommen, weil die Erfahrung gezeigt hat, daß ihnen eine extrem hohe Fehlerquote eigen ist. Wenn mehrere Jahreszahlen an einem Standort vorhanden waren, wurden sie in einer Sammelnummer zusammengefaßt und unter der frühesten Jahreszahl im Katalog eingeordnet.

Der Katalog ist chronologisch aufgebaut. Seine Artikel gliedern sich in der Regel nach folgendem Schema:

In der Mitte der Kopfzeile steht der Standort der Inschrift. Bei erhaltenen Inschriften wird immer der letzte bekannte Standort angegeben.

1 Links in der Kopfzeile steht die fortlaufend gezählte Katalognummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften.
(†) Befinden sich innerhalb einer Nummer erhaltene und nicht erhaltene Inschriften, steht das Kreuz in Klammern.
1400 Die Datierung am rechten Rand der Kopfzeile gibt, sofern feststellbar, das Entstehungsjahr der Inschrift an, das nicht immer mit dem Entstehungsjahr des Trägers [Druckseite X] identisch sein muß. Bei Grabinschriften wird von einer Herstellung im Todesjahr ausgegangen, falls keine Hinweise auf eine andere Datierung vorliegen. Entstanden die Inschriften eines Trägers zu unterschiedlichen Zeiten, so werden die Entstehungsjahre in chronologischer Reihenfolge und durch Kommata getrennt angegeben.
Bei einer zufälligen Wiederverwendung des Trägers werden die Inschriften getrennt und unter Verweis auf den Träger unter dem jeweiligen Entstehungsjahr eingeordnet, bei einer bewußt konzipierten Wiederverwendung werden sie gemeinsam unter der frühesten Inschrift ediert.
Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wurde durch paläographische Untersuchungen der Schrift, durch die Heranziehung historischer Zeugnisse oder mit Hilfe stilistischer Merkmale des Trägers so genau wie möglich bestimmt. Diese Inschriften sind jeweils am Ende des angegebenen Zeitraums eingeordnet. Bei gleichen Datierungen wurde in der Regel alphabetisch nach den Standorten geordnet, bei den frühen Memoriensteinen nach dem Kalender, bei mehreren Inschriften in einem Jahr nach dem Kalender, reine Jahresdatierungen und unsichere Jahresangaben danach.3)
1400? Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Absatz beginnt mit der Benennung von Inschriftenart und Inschriftenträger. Er gibt Informationen zum Material, zum Erhaltungszustand, zur Ikonographie, zur Position der Inschriften am Träger und zu ihrer Ausführung. Außer bei der Blasonierung der Wappen erfolgen die Beschreibungen immer vom Blickpunkt des Betrachters oder von der Figur aus, falls der Bezug auf Körperteile („seine/ihre rechte Hand“) das nahelegt.

Bei nichtoriginal überlieferten Inschriften wird die Quelle der Textwiedergabe genannt. Am Schluß des Abschnitts stehen die Maßangaben (in cm) des Inschriftenträgers (Glocken ohne Krone, falls nicht angezeigt) und der Buchstaben (wenn möglich am klein- bzw. großgeschriebenen N gemessen) und die genaue Schriftbezeichnung. Am Rand steht die zugehörige Nummer der im Tafelteil wiedergegebenen Abbildung(en).

Bei der Wiedergabe der Inschriftentexte werden folgende Zeichen verwendet:

A, B, C Mehrere Inschriften an demselben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden; Wappenbeischriften erhalten ggf. die Sigle W.
I, II, III Mehrere Inschriften in einer Nummer, die sich nicht an demselben Träger befinden, werden außer beim Porträtzyklus (Nr. 211) durch römische Ziffern unterschieden.
A† Ein Kreuz hinter dem Buchstaben kennzeichnet die nichtoriginal überlieferten Inschriften, wenn sich innerhalb einer Nummer erhaltene und nicht erhaltene Inschriften befinden.
/ Ein Schrägstrich markiert das reale Zeilenende auf dem Träger und auch die Ecken der rechteckigen Umschriftplatten. Die Texte werden fortlaufend wiedergegeben, wenn es sich nicht um metrische oder gereimte Inschriften handelt. Diese sind versweise angeordnet.
// Doppelte Schrägstriche kennzeichnen die Unterbrechung des Textes durch Wappen, Steinmetzzeichen usw. sowie den Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld.
( ) Abkürzungen werden unter Auslassung des Kürzungszeichens in runden Klammern aufgelöst.
[ABC] Eckige Klammern machen Textverlust, nicht mehr sicher lesbare Stellen, Konjekturen des Bearbeiters und Ergänzungen aus nichtoriginaler Überlieferung kenntlich.
[.....] Ist bei Textverlust eine Ergänzung nicht möglich, zeigen in eckige Klammern gesetzte Punkte die ungefähre Anzahl der fehlenden Buchstaben an.
[– – –] Ist die Länge einer Fehlstelle oder die Zahl der verlorenen Buchstaben ungewiß, werden stets nur drei durch Spatien getrennte lange Striche gesetzt.
< > Bei der Herstellung der Inschrift absichtlich freigelassene Stellen – etwa für später nachzutragende Sterbedaten – sind mit spitzen Klammern kenntlich gemacht, die entweder Punkte oder den tatsächlichen Nachtrag enthalten.
= Worttrennstriche an Zeilenenden und -anfängen originaler Inschriften sind durch Doppelstriche wiedergegeben.
NE Unter die Zeile gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum und Ligaturen; in der Online-Ausgabe erfolgt die Kennzeichnung durch Unterstriche. Andere Buchstabenverbindungen sind nicht am Text gekennzeichnet. Sie werden in der Schriftbeschreibung erläutert.
Worttrenner werden durch Punkte auf der Zeilenmitte oder auf der Grundlinie dargestellt, und ihre Form wird in der Regel beschrieben.

Bei erhaltenen Inschriften wird der erkennbare Buchstabenbestand wiedergegeben. Auf die Wiedergabe des lange Zeit nur als Zierform dienenden I/i-longa durch J/j wurde verzichtet. Statt dessen steht I/i. Bei Y/y mit dem Lautwert wurde die Schreibweise Y/y beibehalten. Nichtoriginale Überlieferung wird nur dann buchstabengetreu mit Kennzeichnung der Kürzungen ediert, wenn dem Gewährsmann eine textgetreue Übernahme zuzutrauen ist. Andernfalls werden in lateinischen Texten die Wörter nach Wörterbuch normalisiert und die Eigennamen großgeschrieben. Deutsche Texte werden der Vorlage entsprechend übernommen. Eventuell vorhandene Kürzungen werden nur ausnahmsweise vermerkt, wenn dem Abschreiber Textnähe unterstellt werden kann.

Dem Text der Inschrift folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, die Auflösung des Datums, die Angabe des Versmaßes oder der Reimform und die Nennung der am Träger befindlichen Wappen. Bei Ahnenproben wird die Anordnung der Wappen durch Spaltendruck kenntlich gemacht. Wenn zusätzlich Prunk-, Amts- oder Ehewappen vorhanden sind, stehen diese an erster Stelle. Wappen wurden grundsätzlich beim ersten Vorkommen in den Anmerkungen blasoniert und mit einem leicht zugänglichen Bildbeleg versehen. Das gilt nicht für fürstliche Wappen, sofern sie durch Zeitstellung und Personenbezug eindeutig zu verstehen sind.

Der Kommentarteil enthält Erläuterungen zum paläographischen Befund, zu philologischen Besonderheiten, zu den genannten Personen, zu historischen Hintergründen und unter Umständen zur kunsthistorischen Einordnung des Trägers. Die Schriftbeschreibungen richten sich nach der „Terminologie zur Schriftbeschreibung“.4)

Der Anmerkungsapparat ist in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen unterteilt. Die Buchstabenanmerkungen enthalten textkritische Angaben wie etwa Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthographische Besonderheiten und unsichere Lesarten sowie Bemerkungen zur Position von Textteilen oder Buchstaben. Die Ziffernanmerkungen umfassen Zitat- und Literaturnachweise sowie ergänzende Bemerkungen zum Inschriftentext und zum Kommentar.

Die Angaben am Schluß der Katalognummern nennen die wichtigsten Überlieferungen des Inschriftentextes in chronologischer Reihenfolge.

Zitationshinweis:

DI 91, Hersfeld-Rotenburg, Einleitung, 1. Vorbemerkungen und Hinweise zur Benutzung (Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di091mz14e005.

  1. Flurdenkmäler – dazu würden auch im Bestand im Zeitrahmen nicht vorkommende Grenz- und Gütersteine zählen – wurden aufgrund ihrer oft problematischen Standorte nur dann berücksichtigt, wenn sie entweder in situ aufgefunden werden konnten oder bereits in der Literatur verläßlich behandelt wurden. »
  2. Vgl. Kloos, Einführung 2. »
  3. Fragen nach abweichenden Kalendern oder Jahresanfängen, etwa die Frage nach der Tagesdatierung zwischen Weihnachten und dem 1. Januar entsprechend den beiden Stilen, stellten sich im Bestand nicht. Kompliziertere Jahresberechnungen kommen nicht vor. »
  4. DI Terminologie, passim. »