Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 73 Hannover, Landesgalerie 1490

Beschreibung

Taufstein. Rötlicher Sandstein. Der Taufstein stammt aus der Kirche St. Martini in Dransfeld. Es handelt sich um ein großes sechsseitiges Taufbecken, dessen leicht konische Wandung durch ein vorspringendes Gesims in zwei Zonen unterteilt ist. In beiden Zonen umlaufend eine große Zahl von figürlichen Darstellungen im Halbrelief, vor die Ecken ist oben wie unten jeweils eine Figur gesetzt. Oben auf einer vorspringenden Leiste die Inschrift erhaben in vertiefter Zeile, dahinter ein Meisterzeichen (M6). Dargestellt sind in den Feldern der Wandung in der oberen Zone: 1. die Heiligen Drei Könige, links davon vor der Ecke Maria mit dem Kind; 2. links vor der Ecke ein männlicher Heiliger, in der Mitte drei Apostel; 3. links vor der Ecke Margaretha, in der Mitte drei Apostel; 4. links vor der Ecke eine weibliche Heilige, in der Mitte drei Apostel; 5. links vor der Ecke Barbara, in der Mitte drei Apostel; 6. links vor der Ecke Katharina, in der Mitte Martin zu Pferd, der den Mantel mit dem Bettler teilt. Die Darstellungen in der unteren Zone: 1. links vor der Ecke Christophorus, in der Mitte Christus am Ölberg; 2. links vor der Ecke Georg, Darstellung in der Mitte zerstört; 3. Eckfigur weitgehend zerstört, in der Mitte die Geißelung; 4. links vor der Ecke männlicher Heiliger mit Pilgerhut und großem Gegenstand unter dem Arm, in der Mitte die Dornenkrönung; 5. links vor der Ecke Jacobus maior, in der Mitte die Kreuztragung; 6. Eckfigur weitgehend zerstört, in der Mitte die Kreuzigung.

Maße: H.: 110 cm; Dm.: 105 cm; Bu.: 4,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Sabine Wehking [1/6]

  1. Anno · d(omi)ni · m° · cccc° · / lxxxx · i[n] · vigilia / pascea) 1) (com)pletu(m) · e(st) · op(us) / p(re)sens · per · me · ma/gistru(m) · iohannem · / de castro · (et)c(etera)b) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1490 am Tag vor Ostern ist dieses Werk vollendet worden durch mich, Meister/Magister Johannes de Castro.

Kommentar

Die Formel completum est läßt darauf schließen, daß es sich bei Johannes de Castro um den Bildhauer der Taufe handelt. Allerdings ist das hinter den Namen gesetzte etcetera im Grunde überflüssig und die Auflösung daher auch nicht ganz sicher. Eine Auflösung der beiden Buchstaben als rectorem, das sich auf einen Geistlichen als Auftraggeber beziehen würde, ist aufgrund der folgenden Meistermarke und der Formulierung der Inschrift unwahrscheinlich.

Textkritischer Apparat

  1. pasce] passionis Spangenberg und Giseke.
  2. (et)c(etera)] Fehlt bei von der Osten, Spangenberg und Giseke. Kurzschaft mit darübergesetztem Quadrangel sowie ein c, über beiden Buchstaben ein aus zwei Quadrangeln bestehendes Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. 10. April.

Nachweise

  1. Spangenberg, Dransfeld, Sp. 810.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 25.
  3. Gert von der Osten, Katalog der Bildwerke im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover. München 1957 (Kataloge der Niedersächsischen Landesgalerie 2), S. 98f.
  4. Giseke, Dransfeld, S. 50 (nach Mithoff).
  5. Rehkop, Dransfeld, S. 243.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 73 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0007304.