Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 382 Hann. Münden, ev.-luth. Kirche St. Blasius 1643
Beschreibung
Steinquader mit Hochwasserinschrift. Die Inschrift ist außen am nordöstlichen Strebepfeiler des Chors zeilenweise in einen Quader in Höhe von 164 cm über dem Boden eingehauen.1) Die Buchstaben sind mit schwarzer Farbe nachgezogen.
Maße: H.: 42 cm; B.: 78 cm; Bu.: 4,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
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A(NN)O 1643 IST DEN 5 IA=/NVARII EINE GROSSE WASSER/FLVTH ENTSTANDEN SO DIEE/SE VNTERSTE SCHRIFT ER=/REICHET HADT
Anmerkungen
- Eine ähnliche Inschrift findet sich innen in der Kirche am südlichen Pfeiler vor dem Chor. Auch sie verweist auf das Hochwasser von 1643, ist aber gleichzeitig mit einer weiteren Hochwasserinschrift von 1682 ausgeführt worden und daher hier nicht als Inschrift aufgenommen.
- Glaser, Klimageschichte, S. 149.
- Quentin, Wasserfluthen, S. 665.
- Kirchenbuchamt St. Blasius, Hann. Münden, KB I. 1., 1589–1643, fol. 190r.
- Pfarrarchiv St. Blasius, Hann. Münden, KR I. 10., fol. 67v.
- Ebd., fol. 108v.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 137.
- Lotze, St. Blasii-Kirche, S. 20.
- Fischer, Kunstdenkmäler, S. 13.
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 382 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0038208.
Kommentar
Im Januar 1643 kam es in ganz Deutschland infolge starker Regenfälle zu Überschwemmungen.2) Das Hochwasser richtete in Münden schwere Schäden an (vgl. a. Nr. 383 u. 384).3) Bis zum 11. Januar war das Wasser zumindest aus der Kirche St. Blasius abgeflossen, so daß man wieder Taufen in der Kirche vornehmen konnte.4) In der Kirchenrechnung ist vermerkt, daß das Wasser 3 ½ Ellen hoch in der Kirche gestanden habe und daß dadurch etliche Gräber eingefallen waren.5) Die Taufe, die laut Kirchenrechnung ebenfalls durch das Hochwasser beschädigt worden war, wurde erst im folgenden Jahr renoviert.6) Der Schreiner Meister Jakob, der damit beauftragt wurde, reparierte zur gleichen Zeit auch die in der Sakristei stehenden beschädigten Schränke. Der Umstand, daß ein Schreiner mit der Wiederherstellung der Taufe beauftragt wurde, deutet darauf hin, daß nicht das Bronzetaufbecken (Nr. 19) beschädigt wurde, was aufgrund des Materials eher unwahrscheinlich ist, sondern daß der heute nicht mehr erhaltene hölzerne Deckelaufbau von 1621 in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bei einem Wasserstand von über 150 cm in der Kirche ist dies durchaus möglich.