Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 328 Gieboldehausen, Obertorstraße 1622

Beschreibung

Bildstock. Sandstein. Der stark verwitterte Bildstock besteht aus einem als Diamantquader gestalteten Sockel, einem mit schuppenartigen Blättern verzierten Schaft mit freigelassenem Feld, darin eingehauen die Inschrift A, und einem viereckigen Aufsatz auf einer Sockelplatte, der oben zu jeder Seite hin mit einem Giebel abgeschlossen ist. Oben am Schaftende an den Ecken je ein Engelskopf. In den vier Seiten des Aufsatzes Rundbogennischen. Auf der Seite über der Inschriftentafel eine Darstellung der Kreuzigung, am Kreuz der Titulus B. Im nach rechts folgenden Feld ein Christusmonogramm (C), im nächsten Feld eine Pieta, das letzte Feld ist leer. Im Giebelfeld über der Kreuzigung ein Engelskopf. Die Inschriften A und B sind eingehauen, C erhaben. An der rechten Schaftseite zwischen den Engelsköpfen ein Steinmetzzeichen (M18).

Maße: H.: 230 cm; Bu.: 2 cm (A), 4,5 u. 3 cm (B), 7,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM) 1)

  2. B

    A(NN)O 1622 . / M(EISTER) CHRISTOFELa) / HARTMAN

  3. C

    IH(ESU)Sb)

Kommentar

Bei dem am ehemaligen Ortseingang von Gieboldehausen aufgestellten Bildstock handelt es sich um den ältesten erhaltenen Bildstock des Untereichsfelds und zugleich um ein sehr frühes Beispiel dieses Typus, der sonst erst nach 1650 und dann bis in das 19. Jahrhundert hinein in größerer Zahl aufgestellt wurde.2) Die große Zahl von Bildstöcken, die im Untereichsfeld seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs errichtet wurden, deutet aber darauf hin, daß diese bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verbreitet waren, jedoch die Kriegswirren nicht überstanden. Die Motive zur Setzung eines Bildstocks waren sehr unterschiedlicher Natur, im Fall des Gieboldehäuser Bildstocks von 1622 scheint es sich der Inschrift B nach, in der der ausführende Meister genannt ist, nicht um eine private Stiftung, sondern um ein von der Gemeinde gesetztes Denkmal zu handeln, das zur Andacht dienen sollte. Da für das Jahr 1622 weder die Gemeinde- noch die Kirchenrechnung überliefert ist, läßt sich dies jedoch nicht überprüfen.

Textkritischer Apparat

  1. Der obere Teil des S und der linke Balkenabschnitt des T gehen ineinander über.
  2. Kreuz über dem ausgebuchteten Querbalken des H.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Vgl. dazu ausführlich Maria Hauff, „Zur Ehre und Gedaechtnis des gecreutzigten Heilands ...“ Die Bildstöcke im Untereichsfeld. Duderstadt 1990.

Nachweise

  1. Maria Hauff, „Zur Ehre und Gedaechtnis des gecreutzigten Heilands ...“ Die Bildstöcke im Untereichsfeld. Duderstadt 1990, S. 74, Abb. S. 49 u. 75.
  2. Wehking/Rexhausen, Gieboldehausen, S. 349.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 328 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0032804.