Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 315(†) Beienrode, ev.-luth. Kirche St. Bartholomäi 1618

Beschreibung

Kanzel. Holz, farbig gefaßt. Die Kanzel stammt aus der Kirche in Kerstlingerode und wurde vermutlich bei deren Neubau 1857/8 nach Beienrode versetzt.1) In der Kanzelbrüstung getrennt durch freistehende Säulen vor den Ecken Nischen mit vollplastischen Reliefs, darin Sitzfiguren der Evangelisten mit ihren Symbolen. Darunter in der Sockelzone gewölbte Schilder, die die zugehörigen Tituli tragen (A). Die gemalten Inschriften entsprechen durch mehrfache Neufassung nicht mehr dem ursprünglichen Befund. Mithoff gibt die Inschrift B wieder, die um den Schalldeckel verlief, und erwähnt eine weitere Inschrift der Kanzel in lateinischen Versen.2) Dabei handelt es sich wohl um die bei Heise überlieferte Inschrift C, die oben um den Rand der Kanzel angebracht war.3)

Inschrift B nach Mithoff, Inschrift C nach Heise.

Maße: H. (ohne Kanzelfuß): 110 cm; Dm.: 120,5 cm; Bu.: 2 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    S . MATTHÄUS / S . MARCUS / S . LUCAS / S . JOHNNESa)

  2. B†

    RVFFE GETROST, SCHONE NICHT, ERHEB DEIN STIMM, WIE EIN POSAVN VND VERKVNDIGE MEINE(M) VOLCKE. 4)

  3. C†

    1586 Johann Wilhelmus Vir praestans atque fidelis Kerstlingrodorum praeclara stirpe creatus Nobilis et fama multis memoratus in oris Hoc fieri fecit nec non huc ponere jussit At postquam aethereas vitam dispersit in auras 5) Duraque quem dederat cursum fortuna peregit Sic poni et pingi curat dulcissima conjux Quam Deus omnipotens coeli dignetur honore 1618

Übersetzung:

1586. Johann Wilhelm, ein vortrefflicher und getreuer Mann, der aus dem berühmten Geschlecht der Kerstlingeröder stammt, edel, und durch guten Ruf berühmt an vielen Gestaden, hat dieses anfertigen und an diese Stelle setzen lassen. Aber nachdem er sein Leben in die himmlischen Lüfte verströmt und den Lauf vollendet hat, den das harte Schicksal vorgegeben hatte, läßt es die zärtlichste Gattin auf diese Weise aufstellen und bemalen, die der allmächtige Gott der Ehre des Himmels für würdig halten möge. 1618. (C)

Versmaß: Hexameter (C).

Kommentar

Zu Johann Wilhelm von Kerstlingerode und seiner Ehefrau Maria von Minnigerode vgl. Nr. 321. Der Inschrift zufolge ließ Maria von Minnigerode die von ihrem Ehemann 1586 gestiftete Kanzel im Jahr 1618 renovieren.

Textkritischer Apparat

  1. Möglicherweise ursprünglich JOHA(N)NES.

Anmerkungen

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 8.
  2. Ebd.
  3. Heise, Antiquitates, S. 188.
  4. Jes. 58,1.
  5. Vergil, Aeneis 11,617: et vitam dispergit in auras.

Nachweise

  1. Heise, Antiquitates, S. 188 (C).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 8 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 315(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0031507.