Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 295 Hottenrode, ev.-luth. Kirche 1611

Beschreibung

Grabplatte des Melchior von Hanstein. Sandstein. Die hochrechteckige Platte ist an der Ostwand in der Kirche aufgestellt. Um den Rand läuft in vertiefter Zeile die erhaben gehauene Inschrift. In den Ecken vier von Kränzen umgebene Medaillons mit Vollwappen im Relief darin. Im Innenfeld ist vor aufgerauhtem Hintergrund der Verstorbene im Halbrelief in Mantel, Kniehosen, Weste und mit großer Halskrause dargestellt, die Hände zum Gebet zusammengelegt.

Maße: H.: 200 cm; B.: 95 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. ANNO 1611 / DEN 16 IVNII IST DER EDEL VNDT ERNVESTHE /MELHIOR VON / HANSTEIN IN GOT DEM HEREN ENTSCHLAFFEN

Wappen:
Hanstein1)Hardenberg2)
Hanstein1)Adelebsen3)

Kommentar

Die Kirche der Wüstung Hottenrode, in der Melchior von Hanstein beigesetzt wurde, liegt in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Hansteinschen Adelssitzes Besenhausen und des Dorfes Niedergandern und diente den Bewohnern schon Ende des 16. Jahrhunderts als Gotteshaus, seit die Gutskapelle in Niedergandern als Kornhaus genutzt wurde.4) Auf die im braunschweigischen Grenzgebiet nahe dem Mainzer und hessischen Territorium gelegene Kirche erhoben auch die beiden benachbarten Mächte hin und wieder Anspruch. Im Jahr 1597 versuchte der Mainzer Erzbischof, hier im Zuge der Gegenreformation einen katholischen Pfarrer zu etablieren. Da die Kirche von braunschweigischen Soldaten bewacht war, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Es gelang den Herren von Hanstein aber mit Unterstützung der Bevölkerung der zugehörigen Orte, hier dauerhaft einen lutherischen Geistlichen einzusetzen.5)

Besitzungen der Familie von Hanstein in Besenhausen sind bereits im 14. Jahrhundert urkundlich nachzuweisen. Melchior von Hanstein war ein Sohn des 1558 verstorbenen Johann von Hanstein und der Klara von Hardenberg.6) Sein Vater ließ Mitte des 16. Jahrhunderts anstelle des niedergebrannten Vorwerks Besenrode in der Nähe ein Gutshaus errichten, aus dem die im 17. und 18. Jahrhundert ausgebaute Gutsanlage Besenhausen als Adelssitz der Familie von Hanstein entstand.7) Ein Neffe des Melchior von Hanstein, Johann Dietrich (vgl. Nr. 296), verstarb wenige Monate vor dem Tod seines Onkels im Januar 1611. Die ähnlich ausgeführte Kapitalis der beiden Grabplatten läßt darauf schließen, daß diese trotz unterschiedlicher Gestaltung in derselben Werkstatt gefertigt wurden.

Anmerkungen

  1. Wappen Hanstein (drei Mondsicheln, 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 8 u. Tafel 9. Der Großvater des Melchior von Hanstein, Heinrich, war mit der aus einem anderen Familienzweig stammenden Lene von Hanstein verheiratet.
  2. Wappen Hardenberg (Keilerkopf). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 8 u. Tafel 9.
  3. Wappen Adelebsen (einmal gespalten und zweimal geteilt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 2 u. Tafel 2.
  4. Lufen, Altkreis Duderstadt, S. 234.
  5. Hans Körner, Die Familie von Hanstein auf dem Eichsfeld im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. Witzenhausen 1985 (Schriften des Werratalvereins Witzenhausen 12), S. 19.
  6. Geschichte Hanstein 1, Tafel 4.
  7. Lufen, Altkreis Duderstadt, S. 234.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 295 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0029508.