Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 277 Gieboldehausen, Herzberger Landstr. 2 1605

Beschreibung

Schwellbalken. Der Balken, der heute in die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Scheune eingebaut ist, stammt möglicherweise von einem der Vorgängerbauten der um das Jahr 1700 nach einem Brand erneuerten kirchlichen Gebäude (vgl. Kommentar). Er trägt oben eine Zahnschnittleiste und darunter die erhaben geschnitzte Inschrift. Das vordere Drittel des Balkens wurde wohl beim Einbau an seinem heutigen Platz abgeschnitten, in der Mitte weist die Inschrift eine Fehlstelle auf.

Maße: B.: 470 cm; H.: 20 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/3]

  1. [ – – – ]a) DENN LANGE WONEN IN DER GOTLOSEN HVTTEN PSAL[M ..]b) 1) D[..........]CABATVRc) ANNO DOMINI 1605 PASTORE IOHANNE WILHEL[M]d)

Übersetzung:

Das Haus wurde geweiht im Jahr des Herrn 1605 durch den Pastor Johann Wilhelm.

Kommentar

Unmittelbar nach dem großen Brand des Jahres 1694 wurden in Gieboldehausen das Organistenhaus und das Schulhaus neu errichtet, im Jahr 1700 wurde zu dem Grundstück des alten Pfarrhauses ein weiteres Grundstück mit Haus dazuerworben, das abgerissen wurde, und danach ein neues Pfarrhaus erbaut.2) Es läßt sich nicht sicher ermitteln, von welchem Vorgängerbau dieser drei kirchlichen Häuser der später an der Herzberger Landstraße verbaute Balken stammte oder ob er aus einem Nachbarort nach Gieboldehausen gelangte. Denn ein Pfarrer mit Namen Johann Wilhelm oder mit den Vornamen Johann Wilhelm läßt sich bislang für Gieboldehausen im Jahr 1605 nicht nachweisen, vielmehr amtierte in der fraglichen Zeit seit seiner Amtseinführung im Oktober 1604 Anton Hennicke als Pfarrer von Gieboldehausen, der auch 1607 noch in dieser Position nachzuweisen ist.3)

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen hier sinngemäß: ICH WILL LIEBER DER TVR HVTEN IN MEINES GOTTES HAVSE.
  2. Die Buchstaben S und A sind noch ansatzweise zu erkennen, von dem L ist der obere Teil des Balkens erhalten.
  3. Wohl zu ergänzen zu DOMVS DEDICABATVR.
  4. Das letzte L durch einen davorgesetzten Balken verdeckt, vermutlich folgt noch ein M. Ob der Balken hier endete oder noch der Nachname des Pastors folgte, läßt sich nicht entscheiden.

Anmerkungen

  1. Ps. 84,11.
  2. Gemeindearchiv Gieboldehausen, Gemeinderechnungen 1694 und 1700. Da die Gemeinderechnungen der Jahre 1695–1697 nicht erhalten sind, läßt sich nicht sicher sagen, ob das alte Pfarrhaus, an dem sich der Balken befunden haben könnte, schon in diesen Jahren abgerissen und der alte Balken vielleicht als Baumaterial verkauft wurde.
  3. LHA Magdeburg (Wernigerode), Rep. A 37a XXII, Nr. 23. In der Akte sind etliche von 1600 bis 1611 in den zum Amt Gieboldehausen gehörenden Orten amtierende Pfarrer genannt, aber niemand, der sich mit dem in der Inschrift genannten Johann Wilhelm in Übereinstimmung bringen ließe. Als Vorgänger Hennickes in Gieboldehausen ist für das Jahr 1600 Johann Wendt genannt.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 277 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0027702.