Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 266† Hann. Münden, Friedhof vor dem Obertor 1602

Beschreibung

Grabplatte des Erich Hupeden. In einer Familiengeschichte der Familie Hupeden aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, über deren Verbleib nichts bekannt ist,1) befand sich eine 1711 von Wilhelm Hupeden auf dem Friedhof vor dem Obertor nach Autopsie angelegte Beschreibung der Grabplatte, die zu dieser Zeit unmittelbar rechts vom Eingang in einem überdachten Gang aufgestellt war.2) Oben auf dem Stein ein Wappen mit der Beischrift A darunter. Um den Stein verlief die Inschrift B. Im Innenfeld befand sich eine Darstellung, die den Verstorbenen unter dem Kruzifix kniend zeigte und die Inschrift C.

Inschriften nach Siebel.

  1. A

    ERICH HÜPEDEN

  2. B

    Anno 1602 d(en) 30. Jan(uarii) ist ERICH HÜPEDEN Fürstl(ich) Braunschw(eig) Lüneb(urgischer) Rentmeister und Burgermeistera) zu Münden in Gott dem Herrn Sählig endschlaffen Aetatis 68

  3. C

    Frigida mors vitam mortem rapit altera vita Mors vanae vitae finis origo vitae

Übersetzung:

Der kalte Tod raubt das Leben, das andere Leben raubt den Tod. Der Tod (bedeutet) das Ende des eitlen Lebens und den Ursprung des (wirklichen) Lebens. (C)

Versmaß: Ein elegisches Distichon (C).

Wappen:
Hupeden3)

Kommentar

Erich Hupeden war der Sohn des Mündener Hofbediensteten Martin Hupeden und der Elisabeth Drübein. Er trat 1553 in die Dienste Herzog Erichs II. und fungierte am Mündener Hof zunächst als Sekretär und später als Rentmeister und Rat.4) Verheiratet war er in erster Ehe mit Elisabeth Mattenberg (vgl. Nr. 237), der Tochter des Ratsherrn Bartold Mattenberg (vgl. Nr. 161). Nach deren Tod heiratete er laut Samse Anna Maria Mithoff, die Tochter Burchard Mithoffs (vgl. Nr. 175) und Witwe des Sekretärs Johann Bayer.5) Nach dem Tod Erichs II. im Jahr 1584 ist Erich Hupeden noch fünf Jahre lang in den Diensten des Herzogs Julius nachzuweisen,6) verlagerte sein Engagement dann aber auf Funktionen innerhalb der Mündener Bürgerschaft. Er erhielt im Jahr 1592 die Kaufgildeberechtigung seiner Ehefrau, die bis dahin sein Schwager Bartold Mattenberg wahrgenommen hatte (vgl. Nr. 380)7) und nahm von da an regelmäßig an den Sitzungen der Kaufgilde teil. In den Jahren 1595 und 1600 ist er als Gildemeister nachzuweisen.8) Die in der Überlieferung der Grabinschrift enthaltene Bezeichnung als Bürgermeister dürfte auf eine falsche Lesung der Inschrift zurückzuführen sein, da sich in den archivalisch gut dokumentierten Jahren vor 1602 lückenlos andere Amtsträger nachweisen lassen.

Textkritischer Apparat

  1. Burgermeister] Offenbar falsche Lesung, auf der Grabplatte dürfte Gildemeister gestanden haben. Vgl. den Kommentar.

Anmerkungen

  1. Die Handschrift wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von Bernhard Hupeden ausgewertet (Hupeden, Familienname Hupeden), dessen Text Siebel übernommen hat.
  2. Siebel, Familienname Hupeden, S. 1.
  3. Wappen Hupeden (Flügel).
  4. Siebel, Familienname Hüpeden, S. 22f. Samse, Zentralverwaltung, S. 276.
  5. Samse, Zentralverwaltung, S. 276. In den Mündener Quellen war die zweite Eheschließung nicht nachweisbar.
  6. Samse, Zentralverwaltung, S. 276.
  7. StA Hann. Münden, Protokollbuch der Kaufgilde, fol. 15r.
  8. Ebd., fol. 31r u. fol. 42v.

Nachweise

  1. Siebel, Familienname Hupeden, S. 22f. (Beschreibung des Wilhelm Hupeden von 1711).

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 266† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0026609.