Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 250 Göttingen, Städtisches Museum 4. V. 16. Jh.

Beschreibung

Glocke.1) Bronze. Die kleine Glocke, die von dem Gut Olenhusen stammt, ist gesprungen. Am unteren Rand ist ein Stück Bronze ausgebrochen, eines der sechs Kronenöhre fehlt. Um den oberen Rand der oben abgeplatteten Glocke verläuft zwischen Stegen eine getilgte zweizeilige Inschrift, von der noch die Umrisse der Modelplättchen der einzelnen Buchstaben und die Worttrenner erkennbar sind. Am Beginn der Inschrift eine große Rosette. Auf dem Glockenmantel vier Reliefs der sitzenden Evangelisten mit ihren Symbolen sowie ein großer leerer Wappenschild. Jeder Evangelist schreibt in ein aufgeschlagenes Buch (A–D), die letzten Buchstaben sind jeweils ganz oder teilweise von der Hand mit dem Federkiel überdeckt. Die Buchstaben sind leicht erhaben gegossen. Auf dem Gewand des Johannes über dem Saum eine erhaben gegossene Meistermarke (M15).

Maße: H.: 21 cm; Dm.: 27 cm; Bu.: 0,08–0,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/5]

  1. A

    MATE/VS · EV/ANGE/LISTA · C/RI

  2. B

    IOHANE / EVANG/LISTA / CHRIST/(...)ES

  3. C

    S [M]A/RCV

  4. D

    S · LVC/AS · EV/ANGE/LIST / CH(R.)a)/ST//VS

Kommentar

Da sich die Meistermarke aus den Initialen HP zusammensetzt, könnte es sich bei dem Gießer um den in Hildesheim ansässigen Hans Pelckinck handeln, der in der Zeit von 1554 bis 1581 zahlreiche Geschütze, einige Glocken und die Taufe der Kirche St. Jakobi in Peine goß.2) Eine Marke des Hans Pelckinck ist bislang nicht bekannt. Die Datierung der Glocke beruht auf der Annahme, daß Joachim Götz von Olenhusen sie für das seit 1581 in seinem Besitz befindliche Gut Olenhusen erwarb (vgl. dazu Nr. 271), sowie auf der kunsthistorischen Einordnung der sehr detailreich ausgeführten Evangelistenreliefs im ausgeprägten Stil der Renaissance.

Textkritischer Apparat

  1. Nur die Haste des R sichtbar, der rechte Buchstabenteil von der Hand verdeckt.

Anmerkungen

  1. Inv.Nr. 1933/2452j.
  2. Ausführlich zu Hans Pelckinck DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 436, mit weiteren Literaturnachweisen.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 250 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0025001.