Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 215 Wolfenbüttel, Zentrallager des Landesmuseums Braunschweig 1591
Beschreibung
Model für einen Ofenaufsatz.1) Keramik. Der Model wurde 1979 bei einer Grabung in Hannoversch Münden auf dem Gelände zwischen Stumpfeturmstraße und Siebenturmstraße gefunden. Auf der Vorderseite als Hohlform ein Medaillon mit einem Porträtkopf in der Art antiker Münzporträts umgeben von Rollwerk. Auf der Rückseite ist die Inschrift eingeritzt.
Inschrift nach der Abbildung bei Stephan.
Schriftart(en): Kapitalis.
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C[A]SBARVS MVLLERa) / 1591
Textkritischer Apparat
- V mit zwei Punkten zur Bezeichnung des Umlauts.
Anmerkungen
- Zum Zeitpunkt der Bearbeitung befand sich der Model für den Abtransport verpackt und daher unzugänglich in Göttingen; als dauerhafter Standort ist das Zentrallager des Landesmuseums Braunschweig in Wolfenbüttel vorgesehen. Für die Recherche danke ich Frau Sonja König.
- Hans-Georg Stephan, Archäologische Untersuchungen im Töpferviertel von Hannoversch Münden. Neue Entdeckungen und Erkenntnisse zur frühneuzeitlichen Keramik. In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 16, 1983, S. 380.
- Pfarrarchiv St. Blasius, Hann. Münden, KR I. 6., fol. 213v.
- Kirchenbuchamt St. Blasius, Hann. Münden, KB I. 1., fol. 70v u. 93r. Da bei der zweiten Taufe auch kein Gevatter benannt ist, könnte es sich um eine Nottaufe eines kurz danach verstorbenen Kindes gehandelt haben. Entgegen der Angabe bei Stephan (wie Anm. 2), S. 380, Caspar habe im Jahr 1606 ein Kind taufen lassen, enthält das Kirchenbuch unter diesem Jahr keinen entsprechenden Eintrag. Die Angabe Stephans, daß der Töpfer Caspar Münden nach 1617 verlassen haben muß (für 1616 führt Stephan noch einen mit CM signierten Keramikfund an, vgl. a. A2), weil er in den vollständig erhaltenen Sterberegistern nicht aufgeführt sei, beruht auf einem Irrtum, da es Sterberegister für Münden überhaupt erst ab dem Jahr 1643 gibt. Für die Zeit davor können lediglich die in sehr unterschiedlicher Ausführlichkeit – Namensverzeichnisse wechseln hier mit nur pauschal angegebenen Summen – überlieferten Rubriken Läutegeld bzw. Leinwand in den Kirchenrechnungen von St. Blasius für einen eher zufälligen Nachweis von Todesfällen herangezogen werden.
- Karl Brethauer, Töpfer und Pfeifenbrenner in Münden. Die Schriftquellen. In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 16, 1983, S. 387–399, hier S. 393.
- StA Hann. Münden, ÄR 3, fol. 55v.
Nachweise
- Hans-Georg Stephan, Archäologische Untersuchungen im Töpferviertel von Hannoversch Münden. Neue Entdeckungen und Erkenntnisse zur frühneuzeitlichen Keramik. In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 16, 1983, S. 380 (Zeichnung) u. Abb. Tafel 125.
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 215 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0021502.
Kommentar
Stephan identifiziert Caspar Müller als einen der in der Siebenturmstraße in Münden ansässigen Töpfer, deren Werkstatt 1979 ergraben wurde und weist ihm die mit den Initialen CM signierten Grabungsfunde zu (vgl. dazu A2).2) Es spricht einiges dafür, daß der Besitzer des Models identisch ist mit Meister Caspar dem Tupper, der beim Tod seiner ersten Frau im Jahr 1606 Läutegeld an St. Blasius zahlte.3) Er heiratete offenbar kurz darauf erneut, denn Caspar der Topfer von H(eiligen)stadt ließ am 28. Juli 1608 einen Sohn namens Heinrich in St. Blasius taufen und am 14. Dezember 1611 einen weiteren Sohn, dessen Name nicht genannt ist.4) Die auf Brethauer5) zurückgehende Angabe Stephans, der Töpfer Caspar habe für die Ratsstube des neu errichteten Rathauses im Jahr 1606 2400 Fußbodenfliesen geliefert, beruht auf einem Eintrag in der Stadtrechnung von 1605,6) wonach Caspar Tupper für 2400 Pflastersteine für die Ratsstube 30 Mark und für die Verlegung derselben 1 Mark und 12 Groschen erhalten hatte.