Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 178 Hann. Münden, Lange Str. 51 1570
Beschreibung
Schwellbalken.1) Viergeschossiges traufenständiges Fachwerkhaus mit vorgekragten Obergeschossen, acht Gefache breit, mit Zwerchhaus. Die Inschrift A verläuft über den Schwellbalken des zweiten Obergeschosses, die Inschrift B über den Schwellbalken des ersten Obergeschosses. Die Buchstaben beider Inschriften erhaben in vertiefter Zeile und in Gold auf Rot gefaßt.
Maße: Bu.: ca. 8 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit einzelnen Merkmalen der Fraktur und Frakturversalien.
- A
Esaie · liiij · Meine gnade · soll nicht · von dir weichen · vnd der bu(n)ndt meines friede(n)s soll nicht hinfallen · spricht der herr dein erbarmer · 2) Wer · godt vertrawet · hat wol gebawt · 3)
- B
Psalm · lxii : Beii godt ist mein heil · mein ehre · der felsz · meiner · stercke · meine · zuuersicht · ist · auff · godt · 4) Wilhelm · Spangenberch · hat · gebawet · diesz · hausz · an(n)o · 1570
Anmerkungen
- Lange Str. 22 / No. 6.
- Jes. 54,10.
- Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 90, Nr. 2200.
- Ps. 62,8.
- Brauch, Verwaltung, S. 40.
- Auszüge aus den verlorenen Kämmereiregistern, StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 3, Heft 5, S. 82.
- Pfarrarchiv St. Blasius, Hann. Münden, KR I. 3., fol. 197r. Es kann sich daher bei dem Bauherrn des Hauses nicht – wie Brethauer (Münden 3, S. 78) annimmt – um denjenigen Wilhelm Spangenberg handeln, der 1603 einen Knecht seines Vaters verwundete.
Nachweise
- Hausinschriften Münden, Nr. 5 (normalisiert, nur Bibelzitate).
- Wegner, Häuserspuren.
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 178 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0017804.
Kommentar
Die Schrift weist dieselben Merkmale auf wie die Inschrift des Hauses Am Plan 6 (Nr. 169). Die Inschriften beider Häuser stimmen auch in der auffälligen Schreibung von s als sz überein, die eine Eigenart des Zimmermanns gewesen sein dürfte.
Der Erbauer des Hauses, Wilhelm Spangenberg, stammte aus einer Mündener Ratsfamilie. Seit den 40er Jahren fungierte er zunächst als Sekretär der Herzogin Elisabeth am Mündener Hof, später als Sekretär Erichs II.5) Möglicherweise war er auch für die Stadt Münden tätig, die 1564 einen nicht näher bezeichneten Vertrag mit ihm erneuerte.6) Da sich zur selben Zeit kein zweiter Angehöriger der Familie Spangenberg mit dem Vornamen Wilhelm in Münden nachweisen läßt, dürfte der herzogliche Sekretär auch das 1580 erbaute Haus Marktstr. 15 errichtet haben (Nr. 199). Wilhelm Spangenberg ist in der Kirchenrechnung von St. Blasius im Juni 1583 unter der Rubrik Leinwand (vgl. Nr. 161) als verstorben verzeichnet.7)