Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 151 Hann. Münden, Städtisches Museum 1548
Beschreibung
Türsturz mit Resten der farbigen Fassung. Der Balken stammt von der ehemaligen spitzbogigen Eingangstür des Hauses Lange Str. 711) und war dort zuletzt im Hausinnern angebracht.2) Zum Zeitpunkt der Bearbeitung befand er sich im Magazin des Städtischen Museums. Unten der obere Teil des Spitzbogens, auf der linken Seite ist ein Stück des Türsturzes abgeschnitten, so daß der erste Buchstabe der in zwei vertieften Feldern erhaben ausgeführten Inschrift A angeschnitten ist. Links darunter in vertieftem Feld die Jahreszahl B, rechts ebenfalls in vertieftem Feld das später hinzugefügte Renovierungsdatum 1867.
Maße: H.: 20 cm; B.: 131,5 cm; Bu.: 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
aedes · lodolphvs · // piscator · condidit · istas ·
- B
1 · 5 · 4 · 8 · a)
Übersetzung:
Dieses Gebäude hat Ludolph Fischer begründet. (A)
Versmaß: Ein Hexameter (A).
Textkritischer Apparat
- 1548] 1598 Mithoff.
Anmerkungen
- Lange Str. 30 / No. 226.
- Fischer, Kunstdenkmäler, S. 32.
- Dazu Manfred Hamann, Alltag im Kloster Reinhausen am Vorabend der Reformation. In: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 88, 1990, S. 75–94, hier S. 93.
- HSTA Hannover, Cal. Br. 22, Nr. 1013, darin fol. 11–21 die Abrechnung Ludolph Fischers über die Einkäufe von 1545.
- Samse, Zentralverwaltung, S. 282.
- Ritter, Verfassung, S. 30. Nach StA Hann. Münden, Handschrift Lotze, Bd. 1, p. 432, von 1553 bis 1572.
- StA Hann. Münden, B 1311.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 145.
- StA Hann. Münden, Handschrift Lotze, Bd. 1, p. 432 (fehlerhaft und unvollständig).
- Brethauer, Münden 1, S. 19 (unvollständig).
- Wegner, Häuserspuren (unvollständig).
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 151 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0015103.
Kommentar
Die Buchstaben der gotischen Minuskel sind trotz deutlicher Ober- und Unterlängen in ein Zwei-Linien-Schema gestellt, was einen etwas unruhigen Schriftverlauf zur Folge hat.
Der Erbauer des Hauses Ludolph Fischer wurde nach Durchführung der Reformation im Kloster Reinhausen 1534 vorübergehend als herzoglicher Amtmann eingesetzt, der von dem bisherigen geistlichen Kellerer die Klosterverwaltung übernahm.3) Seit 1544 ist Ludolph Fischer als Amtmann von Friedland nachzuweisen. Gleichzeitig war er für die Herzogin Elisabeth tätig, für die er Reisen zur Frankfurter Fastenmesse unternahm, wo er sich um den Einkauf der bei Hof benötigten Waren kümmerte. Auf der Messe 1545 erwarb er zentnerweise Zucker, verschiedene Gewürze wie Safran, Muskat, Nelken, Zimt, Pfeffer, einen Zentner Rosinen, zwei Zentner Mandeln und zwei Zentner Reis, außerdem u. a. Zwiebeln, Oliven, Kapern, Zitronat, Orangenschalen sowie Tuche und verschiedene andere Dinge, darunter auch Farben.4) Im Jahr 1547 ist Ludolph Fischer als Sekretär Erichs II. nachzuweisen.5) Von 1554 bis 1570 amtierte er als Ratsherr der Stadt Münden.6) Das Todesdatum Ludolph Fischers ließ sich nicht ermitteln, da die in Frage kommenden Jahrgänge der Kirchenrechnungen von St. Blasius nur lückenhaft überliefert sind. Im Jahr 1579 verzeichnet das Brauregister der Stadt Münden Ludolph Fischers Witwe.7)