Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 148 Hann. Münden, Mühlenstr. 3 1545

Beschreibung

Schwellbalken.1) Dreigeschossiges traufenständiges Fachwerkhaus mit vorgekragten Obergeschossen und Zwerchhaus, sechs Gefache breit. Die erhaben geschnitzte Inschrift verläuft über den Schwellbalken des ersten Obergeschosses und ist in Gold auf Blau gefaßt. Am Beginn der Inschrift und gleichmäßig zwischen den Wörtern über den Balken verteilt insgesamt vier große Rosetten begleitet von je zwei Quadrangeln. Vor der vierten Rosette ein auf den nachfolgenden Namen bezogener Wappenschild. Die u sind durch diakritische Häkchen bezeichnet.

Maße: Bu.: ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Sabine Wehking [1/4]

  1. · Wo got tzum · · huse nicht gibt sine gunst so erbeit · · iederman vmb sunst · · psal: cxxvii ·2) · peter gotze(n) · an(no) · 1545

Wappen:
Gotze3)

Kommentar

Nach Ritter wurde Peter Gotze im Jahr 1533 in Münden eingebürgert.4) Er war der Vater des später geadelten braunschweigischen Rats Joachim Götz von Olenhusen (vgl. Nr. 271). Peter Gotze war als Kaufmann tätig und brachte 1536 Glockenseile für St. Blasius aus Bremen mit.5) Möglicherweise hat Peter Gotze, der laut Inschrift 1545 das Haus Mühlenstr. 3 errichtete, dasselbe bereits 1559 wieder umgebaut. Darauf verwies ein Eintrag in den Kämmereiregistern, wonach die Stadt Münden in diesem Jahr zwölf Stämme aus dem Stadtwald an Peter Gotze verkaufte.6) Er starb im Jahr 1560 (vgl. Nr. 164). Für seine Gruft in St. Blasius zahlte seine Witwe zwei Mark in die Kirchenkasse.7) Im Jahr 1566 ereignete sich – vermutlich bei erneuten Bauarbeiten an dem Haus – ein Unfall, bei dem Martin Wollenweber zu Tode stürzte.8)

Anmerkungen

  1. Mühlenstr. 10 / No. 464.
  2. Nach Ps. 127,1.
  3. Wappen Gotze (Hausmarke H5).
  4. Ritter, Bauten (o. S.).
  5. Pfarrarchiv St. Blasius, Hann. Münden, KR I. 1., fol. 215r.
  6. Auszüge aus den verlorenen Kämmereiregistern, StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 3, Heft 5, S. 74. Die verschiedentlich zu lesende Angabe, Peter Gotze sei auch Eigentümer des Nachbarhauses Ziegelstr. 2 gewesen, beruht auf einer immer wieder übernommenen falschen Lesung der dortigen Bauinschrift. Vgl. A1 1559, Anm. a.
  7. StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 1, Heft 47, S. 16. Die dort im Auszug wiedergegebene Kirchenrechnung von 1560 gehörte zu dem nach Hannover abgegebenen und dort im Zweiten Weltkrieg vernichteten Aktenbestand (vgl. HSTA Hannover, MS EE Nr. 08).
  8. StA Hann. Münden, Nachlaß Otto Budde, Nr. 3, Heft 5, S. 74. Die dort im Auszug wiedergegebene Kirchenrechnung von 1566 gehörte zu dem nach Hannover abgegebenen und dort im Zweiten Weltkrieg vernichteten Aktenbestand (vgl. HSTA Hannover, MS EE Nr. 08).

Nachweise

  1. Fischer, Kunstdenkmäler, S. 31.
  2. StA Hann. Münden, Handschrift Lotze, Bd. 1, p. 434 (normalisiert).
  3. Niedersachsen 14, 1908/9, S. 60.
  4. Stölting-Eimbeckhausen/Münchhausen, Rittergüter, S. 312.
  5. C. L. Wenzel, Ein altes Mündener Legat und sein Stifter. In: Oberweser Heimat (Niedersächsische Heimatblätter der Mündenschen Nachrichten) Nr. 45 vom 17. Dezember 1932.
  6. Hausinschriften Münden Nr. 5.
  7. Ritter, Bauten (o. S.).
  8. Wegner, Häuserspuren.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 148 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0014806.