Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 139(†) Rosdorf, ev.-luth. Kirche St. Johannis 1. V. 16. Jh.?

Beschreibung

Fünf Reliefsteine eines Kreuzwegs an der nördlichen und südlichen Außenseite des Chors sowie an der Innenseite der Friedhofsmauer in der Nähe des Kircheneingangs. Unter dem Relief der Kreuztragung am zweiten Chorpfeiler von Norden auf dem Rahmen in eingehauenen Buchstaben die Inschrift A. Auch die anderen Reliefs waren vermutlich mit Inschriften versehen, die aber vollständig verwittert sind. Eine Akte im Kirchenkreisarchiv überliefert die Inschrift B auf einem Quader unten am Turm, deren Lesung ausdrücklich als unsicher gekennzeichnet ist.1)

Inschrift B nach Akte im Kirchenkreisarchiv.

Maße: H.: 61 cm; B.: 68,5 cm; Bu.: 5 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    hans piper

  2. B†

    Mater mar(ia) virg(o)

Übersetzung:

Mutter Maria, Jungfrau. (B)

Kommentar

Die einfache Art, in der die Reliefs ausgeführt sind, läßt sie archaisch wirken, erlaubt aber nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Datierung. Aus der Jahreszahl 1512 auf einem erhaltenen Schlußstein aus der Kirche (vgl. A1 1512) könnte man auf umfangreichere Baumaßnahmen im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts schließen, in deren Zusammenhang auch die Reliefs des Kreuzwegs angefertigt wurden. Stützen könnte diese Annahme auch der Umstand, daß sich ein Johannes Pieper im gleichen Jahr als Stifter eines Kelches und des Altars der Paulinerkirche in Göttingen nennt.2) Ob dieser Johannes Pieper, der Prior und Lektor des Paulinerklosters in Göttingen war und 1520 starb,3) identisch mit dem an der Rosdorfer Kirche genannten Hans Piper ist, läßt sich nicht erweisen. Die ältesten Bestandteile des Kirchenbaus werden in der Literatur nur sehr allgemein als gotisch bezeichnet.4)

Anmerkungen

  1. KKA Göttingen, Rosdorf A 511, Historische Notizen zu der Rosdorfer Kirche von 1860. Im weiteren Verlauf ist die Rede von zwei Steinen mit Mönchsschrift.
  2. DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 56 u. 83. Brinkmann, Altargerät, S. 58. Der Kelch befindet sich heute in St. Jacobi, Göttingen.
  3. Brinkmann, Altargerät, S. 58.
  4. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 184. Lufen, Altkreis Münden, S. 226.

Nachweise

  1. KKA Göttingen, Rosdorf A 511 (B).

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 139(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0013904.