Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 124 Duderstadt, kath. Kirche St. Cyriakus 1518?

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Die Kuppa wurde 1964 erneuert. Sechspaßfuß mit durchbrochenem Rankenwerk an der hohen Zarge, im Rankenwerk Putten. Der Fuß ist mit graviertem Rankenwerk bedeckt. Auf der einen Seite ist ein Kruzifix mit Maria und Johannes aufgesetzt, am Kreuz der Titulus A, auf der anderen Seite die Figur des Jacobus maior. Auf den sechsseitigen Schaftstücken gravierte Kreuze. Der Nodus oben und unten mit durchbrochenem Maßwerk, auf den rautenförmigen Rotuli die glatten, leicht erhabenen Buchstaben der Inschrift B vor aufgerauhtem Hintergrund.

Maße: H.: 18,5 cm; Dm.: 14,8 cm (Fuß), 10 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,8 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM) 1)

  2. B

    IHESVS

Kommentar

Die Inschriften sind in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt und zeigen I mit beidseitigem Nodus, das N mit eingezogener Schräghaste, E epsilonförmig.

Der qualitätvolle Kelch wird aufgrund seiner stilistischen Ähnlichkeit mit einem inschriftlich auf 1512 datierten Kelch der Jakobikirche in Göttingen demselben Goldschmied zugeschrieben und ungefähr auf dessen Entstehungszeit datiert.2) Dafür spricht auch die Schriftgestaltung. Die Darstellung des Apostels Jacobus maior auf dem Fuß läßt darauf schließen, daß der Kelch Eigentum der Duderstädter Jakobsbruderschaft war, die vermutlich Anfang des 15. Jahrhunderts gegründet wurde und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts existierte. Die Datierung des Kelches nach stilistischen Kriterien würde zu einem Eintrag in dem 1511 angelegten Bruderschaftsbuch passen, wonach 1518 ein silberner Kelch auf Kosten der Bruderschaft angefertigt wurde.3)

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Vgl. Brinkmann, Altargerät, S. 58. Die Angabe in Kat. Hildesia Sacra, Hannover 1962, Nr. 43, S. 37, der Kelch sei im Jahr 1405 von der Jakobsbruderschaft gestiftet worden, kann mit der auch dort um 1500 datierten Form nicht in Einklang gebracht werden, zumal die Jakobsbruderschaft laut Barckefeldt, Duderstadt, S. 139, erst 1419 gegründet wurde.
  3. Barckefeldt, Duderstadt, S. 166 (Anmerkungen von Julius Jaeger zur Geschichte der Jakobsbruderschaft).

Nachweise

  1. Engelhard, Cyriacuskirche, S. 27 (A).
  2. Kat. Hildesia Sacra, Abb. 31.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 124 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0012406.