Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 58 Obernfeld, kath. Kirche St. Blasius 1473

Beschreibung

Zwei Quader mit Bauinschriften. Die Quader sind nebeneinander an der südlichen Außenwand links neben dem Eingang zur Kirche angebracht. Die Inschriften in erhabenen Buchstaben in vertieftem Feld, am Ende der Inschrift A auf dem linken Quader ein kleiner Wappenschild, am Ende der Inschrift B auf dem rechten Quader die Marke des Steinmetzen (M5).

Maße: H.: 40 cm; B.: 100 cm; Bu.: 7,5 cm (A). H.: 49 cm; B.: 63 cm; Bu.: 9 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit Versal (B).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    ek hans von wissinrode beke(n)/ne dat eck hebbe gelaten den von overnfelde steina) to or/er · kerken torn vnde tom / ger wat se des behoven

  2. B

    An(n)o d(omi)ni mb) cccc lxx / iii · do · wort dvt / godes·hus vol/bracht meister / tile · norte·man

Übersetzung:

Ich, Hans von Wintzingerode, bekenne, daß ich denen von Obernfeld Steine für ihren Kirchturm überlassen habe und auf (ihren) Wunsch, was sie dazu benötigen. (A)

Im Jahr 1473 da wurde dieses Gotteshaus vollendet (durch) Meister Tile Nortemann. (B)

Wappen:
Wintzingerode1)

Kommentar

Der erste Worttrenner in Inschrift B in Form eines Kreuzchens, der zweite als Quadrangel mit Zierhäkchen nach oben und unten, die übrigen Worttrenner als einfache Quadrangeln.

Der Baumeister Tile Nortemann war kurz zuvor auch in Rollshausen tätig (vgl. Nr. 55). Bei dem in Inschrift A genannten Hans von Wintzingerode, der die Steine für den Kirchenbau zur Verfügung stellte, handelt es sich um den um 1433 geborenen Sohn des Heinrich von Wintzingerode und der Katharina von Osterode. Hans von Wintzingerode, zu dessen zahlreichen Besitzungen auch Güter in Obernfeld gehörten, starb um das Jahr 1511.2)

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung des Wortes ist unsicher, zumal hier eher die niederdeutsche Form zu erwarten wäre; zwischen der als i gelesenen Haste und dem folgenden n ein großes Spatium, möglicherweise ursprünglich steen, der Hintergrund des Steins ist jedoch dort, wo der gebrochene Bogen des e anzusetzen wäre, völlig glatt.
  2. Das m oben auf dem Rahmen nachgetragen.

Anmerkungen

  1. Wappen Wintzingerode (schräggestellter Feuerhaken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 7, S. 10 u. Tafel 11.
  2. Vgl. Wilhelm Clothar Freiherr von Wintzingerode, Geschichte der Familie von Wintzingerode. Bd. 1 (Mittelalter), Gotha 1913, S. 235 u. 318.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 120.
  2. Franz Kurth, Aus der Geschichte der Kirche in Obernfeld. In: Die Goldene Mark 5, 1954, S. 21.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 58 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0005807.