Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 25 Hannover, Landesgalerie um 1400

Beschreibung

Zwei Flügel eines Altars, der aus der Ägidienkirche in Hannoversch Münden stammt.1) Ehem. Eichenholz, mit Leinwand überzogen, seit der Restaurierung 1965 ist der Bildträger ersetzt. Die Ägidienkirche verkaufte die Altarflügel in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts an das Provinzialmuseum in Hannover.2) Auf den Außenseiten gab es keinen Hinweis mehr auf Malerei,3) auf den Innenseiten je vier Gemälde auf Goldgrund eingerahmt durch Säulchen mit baldachinartigen Bekrönungen. Auf dem linken Flügel: oben links die Verkündigung, auf dem Schriftband des Engels die Inschrift A in Rot auf weißem Untergund, Maria mit einem Buch, darin die Inschrift B in schwarzen Buchstaben auf hellem Untergrund, die Worttrenner sowie Verzierungen der Buchstaben und die Initiale in Rot; oben rechts die Geburt Christi; unten links die Darbringung im Tempel; unten rechts die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. Auf dem rechten Flügel: oben links Christus an der Martersäule, oben rechts die Dornenkrönung, unten links Christus vor Pilatus, unten rechts die Gefangennahme. Auf der Rüstung des Soldaten in der Szene der Gefangennahme in vier Zeilen umlaufend die Inschrift C in Gold auf rotem Hintergrund, auf der Tasche des rechten Schergen in der Szene der Dornenkrönung ein Buchstabe (D) in einem Kreis.

Maße: H.: 195 cm; B.: 197 cm (jeder Flügel); Bu.: 1,3 cm (A, C), 0,8 cm (B), 0,6 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit Versal (A, B).

Sabine Wehking [1/4]

  1. A

    A[ve ·] gracia · plena · domin(us)a) · tecv(m) 4)

  2. B

    Ecce virgo · / concipiet · / et pariet · / filium · et / vocabit(ur) / nomen eius / em/anuelb) 5)

  3. C

    · oy · desadela / desade de · vbit yne / de lumpa de / oy

  4. D

    c

Übersetzung:

Sei gegrüßt, Gnadenreiche, der Herr sei mit dir. (A) Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und sein Name wird Emanuel heißen. (B)

Kommentar

Die Inschrift C, deren Buchstaben keinen Sinn ergeben, soll lediglich eine Rüstungsinschrift darstellen.

Die beiden Altarflügel werden aus kunsthistorischen Gründen allgemein auf die Zeit um 1400 datiert.6) Dies spricht gegen die von Lotze geäußerte Vermutung, daß die Altarflügel ursprünglich aus St. Blasius stammen und auf eine Stiftung des Heinrich von Scheden aus dem Jahr 1444 zurückgehen.7)

Textkritischer Apparat

  1. Am o und am linken Teil des m in dominus ist die obere Farbschicht abgeplatzt, so daß Teile beider Buchstaben fehlen.
  2. Die Buchstaben des letzten Wortes teilweise von Daumen und Zeigefinger der das Buch haltenden Hand verdeckt.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. PAM 710/711.
  2. Wolfson, Gemälde, Nr. 49, S. 148.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 136.
  4. Lc. 1,28.
  5. Is. 7,14.
  6. Näheres hierzu ausführlich bei Wolfson, Gemälde, S. 148f., sowie ausführliche Literaturangaben.
  7. Lotze, St. Blasii-Kirche, S. 12. Nach Lotze ebenso: Otto Mittelacher, Der Altar des Johann von Scheden, sowie Karl Brethauer, Johann von Scheden und seine Familie. Beide in: Unsere Heimat, Beilage der Mündenschen Nachrichten 22, Oktober 1956.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 136 (A, B).
  2. Wolfson, Gemälde, Nr. 49, S. 147f., Abb. S. 146f.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 25 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0002508.