Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 66: Lkr. Göttingen (2006)
Nr. 22 Duderstadt, kath. Kirche St. Cyriakus 1394
Beschreibung
Steinquader mit Bauinschrift. Der querrechteckige Stein befindet sich außen an der Ostseite des Hauptchors. Die Inschrift verläuft in vertieften Zeilen und erhabenen Buchstaben über den Stein.
Maße: H.: 45 cm; B.: 121 cm; Bu.: 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
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Anno · d(omi)ni · M° · ccc° · xciiii° · ipso · die · / comemorac(i)o(n)is · b(ea)ti · pauli · ap(osto)li1) · pro / fu(n)dame(n)to · istius · chori · per ber/tramu(m) · zote(n) · ioh(ann)em · de · twinge · pro/uisores · (et) · m(a)g(ist)r(u)m · wilhelmu(m) · knoke
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1394 am Gedenktag des heiligen Apostels Paulus. Für das Fundament dieses Chors durch die Kirchenvorsteher Bertram Sothen (und) Johann von dem Dwinge und den Baumeister Wilhelm Knoke.
Anmerkungen
- 30. Juni.
- Dazu Ritter, Ratsherren, S. 139f.
- Nennungen als Ratsherr: StA Duderstadt, AB 2 (1394/5), fol. 2v; AB 3 (1396/7), fol. 9r; AB 5 (1400/1), fol. 1r; AB 8 (1403/4), fol. 1r; AB 11 (1406/7), fol. 1r.
- StA Duderstadt, Schoßlisten ab AB 3, fol. 3v. Die Witwe ist genannt in AB 13, fol. 2r.
- StA Duderstadt, AB 2, fol. 2r; AB 3, fol. 9r; AB 6, fol. 1r. Es ist in den Annalen dieser Zeit allerdings wohl noch ein weiterer Johann von dem Dwinge in den Schoßlisten verzeichnet.
- StA Duderstadt, AB 4–10, jeweils fol. 1v. In den Jahren 1394/5 und 1396/7 ist noch kein Meister Wilhelm in den Schoßlisten verzeichnet. Engel, Knoke, S. 97, vermutet, daß Wilhelm Knoke in der Bauhütte der Parler ausgebildet wurde.
Nachweise
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 26.
- Wolf, Geschichte, S. 249.
- UB Duderstadt, Nr. 199, S. 134.
- Engelhard, Cyriacuskirche, S. 13.
- Jaeger, Cyriakuskirche, S. 12, Abb. Nr. 11, S. 15.
- Jaeger, Alt-Duderstadt, S. 61, Abb. S. 60.
- Wüstefeld, Duderstadt, S. 95.
- Engel, Knoke, Anm. 21.
Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 22 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0002207.
Kommentar
Die sehr sorgfältig gehauenen Buchstaben der gotischen Minuskel sind weitgehend in das Zweilinienschema der vertieften Zeilen eingepaßt und weisen nur geringe Ober- und Unterlängen auf.
Bertram Sothen, der der einflußreichen Duderstädter Familie Sothen angehörte,2) läßt sich in den Quellen von 1394/5 bis 1406/7 als Ratsherr nachweisen.3) Er war identisch mit dem im Kleinen Viertel ansässigen Bertram Sothen, an dessen Stelle im Jahr 1408/9 in den Schoßlisten dessen Witwe aufgeführt ist.4) Im selben Jahr, in dem der Grundstein des Chors gelegt wurde, ließ Bertram Sothen offenbar ein Andachtsbild aufstellen, dessen Nachfolger heute außen in die Nordwand von St. Cyriakus eingelassen ist (Nr. 21). Bei Johann von dem Dwinge, dem zweiten in der Inschrift genannten Kirchenvorsteher, handelt es sich um den Ratsherrn, der in den Jahren 1394/5, 1396/7 und 1401/2 in diesem Amt nachzuweisen ist.5) Der Baumeister Wilhelm Knoke ist wohl identisch mit dem in den Schoßlisten von 1399/1400 bis 1404/5 aufgeführten Meister Wilhelm, der im Pfarrviertel ansässig war. In der Schoßliste für das Jahr 1405/6 ist seine Witwe genannt.6)