Inschriftenkatalog: Landkreis Göttingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 66: Lkr. Göttingen (2006)

Nr. 2 Wiershausen, ev.-luth. Kirche St. Petri 1257

Beschreibung

Glocke. Bronze. Der Überlieferung zufolge wurde die Glocke, die heute als Stundengeläut dient, auf einem der Kirche gehörenden Grundstück durch eine wühlende Sau gefunden.1) Um die Schulter der Glocke in der alten Bienenkorbform verläuft zwischen doppelten Kordelstegen die Inschrift A, darüber die Inschrift B. Die größtenteils in Konturschrift ausgeführten Buchstaben wurden in die Gußform eingeritzt, die Konturen sind leicht erhaben. Die hochgestellten o der Ordinalzahlen zwischen den Kordelstegen über der Inschrift. Schlichte Kronenöhre.

Maße: H.: 86/71 cm (mit/ohne Krone); Dm.: 81,5 cm; Bu.: 3,5–4 cm (A), 2–2,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Sabine Wehking [1/4]

  1. A

    + ANNO D(OMI)NI · M° · CC° · LC° · VIIa) · X · I · X · b) NOVE(M)BRIS · c)

  2. B

    TEMPORIBVS · ENGEL · SACERDOTIS

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1257 am 19. November zu Zeiten des Pfarrers Engel.

Kommentar

Die weitgehend in Konturschrift ausgeführten Buchstaben zeigen noch nicht völlig geschlossene C und unziale E, durchgängig kapitales N, der Zahlbuchstabe M unzial mit geschlossenem linken Bogen und einem Zierbalken im rechten Bogen. Die Worttrenner in Form von Kreisen und Rauten.

Die Form der Glocke legt ebenso wie die Ausführung der gotischen Majuskel eine Datierung auf das 13. Jahrhundert nahe, auch wenn die Ausführung der 57 als LC VII ungewöhnlich ist, da sich das C hierbei erübrigt. Gegen eine Lesung als 1357 spricht auch die Tatsache, daß die beiden ersten C durch einen Worttrenner und das mittig darübergesetzte o der Ordinalzahl von den beiden folgenden, durch Worttrenner und darübergesetztes o als zusammengehörig gekennzeichneten Zahlbuchstaben abgesetzt sind.

Ein Pfarrer Engel läßt sich für Wiershausen in dieser frühen Zeit noch nicht nachweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen dem Worttrenner und dem V ist ein weiteres L andeutungsweise erkennbar, das hier offenbar nachträglich hinzugefügt werden sollte, da es in das Spatium zwischen dem Worttrenner und dem L eingefügt, dann aber doch nicht in der Tiefe ausgearbeitet wurde wie die anderen Zahlbuchstaben. Aus diesem Grund ist es hier bei der Lesung nicht berücksichtigt.
  2. X . I . X .] R . L . R . X . Lütkemann.
  3. Die hochgestellten o stehen jeweils in der Mitte über dem bzw. den Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Heinrich Lütkemann, Die Parochie Wiershausen. Braunschweig/Leipzig 1901, S. 31.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 263.
  2. Mündensche Nachrichten vom 23. Juli 1885.
  3. Heinrich Lütkemann, Die Parochie Wiershausen. Braunschweig/Leipzig 1901, S. 30.

Zitierhinweis:
DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 2 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di066g012k0000205.