Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 325 Türkheim (Stadt Geislingen a. d. Steige), ev. Pfarrkirche (St. Vitus) 1589
Beschreibung
Epitaph des Joachim Beirer. Innen in die Langhaus-Nordwand eingemauert; 1908 vom Kirchhof in die Kirche versetzt1. Roll- und Beschlagwerkgiebel, im Hauptfeld unter Rundbogen Relief der Auferstehung Christi, im Sockel Sterbeinschrift (A), darunter auf dem Rahmen 2zeiliger Spruch (B), im Untersatz in Rundmedaillon Sanduhr und Totenschädel auf einem Buch. Roter Sandstein, dick mit hellgrauer Farbe gestrichen, die Schrift – nicht immer sachgemäß – dunkelrot nachgezogen; rechts unten Fehlstelle ergänzt, Textverlust in Inschrift (B) durch Aufmalen von undefinierbaren „Schriftzeichen“ unbeholfen kaschiert.
Maße: H. 129,5, B. 72, Bu. 2,4 (A), 1,5 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
Anno Dominj LXXXVIIII Den Ersten / tag Nofi(mb)era) Starb der Ernen Haftb) vnd vir=/nim Jochem beirer Amptman zu Dirckhe(im)c) vnd / Amstetten bis in die 40 Jar seines alters 64 Jar
- B
herr · wand · du · komen · wirst · zu · richten · die lebdṭigen · vnd · de · Toden · So · richt · mich · nid / nach deinem zorn2) richt mich aus g̣[. . . . . . . . . . . . . . .]sig̣ g̣ros
Textkritischer Apparat
- Sic! Auf dem Foto in Kdm Geislingen 157 ist zu erkennen, daß das Wort bei einer früheren Restaurierung anders nachgezogen war: Nober mit Kürzungsstrich über dem o; diese Lesung scheidet nach dem Schriftbefund jedoch aus.
- Sic!
- Kein Kürzungszeichen zu erkennen.
Anmerkungen
- Vgl. Kdm Geislingen 158.
- Nach Ps 6, 2.
- Die Schrift ist dort freilich von anderer Hand ausgeführt.
- Rippmann, Kirchenvisitationen 127.
Nachweise
- Kdm Geislingen 157 (nur erwähnt; Abb.).
- Eckhard Atze, Ein Kleinod auf der Alb. St. Vitus zu Türkheim, Mühlhausen im Täle o. J. [1996] (masch. vervielf., Expl. im KrAG) 6 (nur Inschr. A, Abb.).
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 325 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0032507.
Kommentar
Die Schrift ist sehr unregelmäßig ausgehauen, der Eindruck wird durch die ungeschickte Überarbeitung noch verstärkt; a ist durchweg einstöckig. Unharmonisch wirkt die Einfügung der lateinischen Zahlzeichen in Kapitalisbuchstaben, die etwas höher sind als die Mittelschäfte der Minuskel. Die charakteristischen Versalien deuten auf eine Ulmer Steinmetzwerkstatt hin, vermutlich die des Peter Schmid, aus der ein weiteres Grabmal von 1590 in Türkheim erhalten ist (nr. 332)3. Amtmann Joachim Bei(r)er erhält in den ulmischen Kirchenvisitationsprotokollen von 1557 kein gutes Zeugnis: „Geht in kein Kirch; beschwert die Gemeind stark mit Fuhren. braucht den gemeinen Bronnen gar aus. trinkt unmäßig“4.