Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 103 Ebersbach a. d. Fils, ev. Pfarrkirche (St. Vitus) nach 1480
Beschreibung
Gewölberippen und Schlußstein mit Nameninschrift und Wappen des Wolfgang von Zillenhart, Propst des Göppinger Oberhofenstifts. Im Netzgewölbe des Chors, dritter Schlußstein von Osten1. Schlußstein in Form eines spitz verkröpften Dreipasses, mit aufgemaltem Vollwappen; auf die nach Osten gewandte Kehle der beiden östlichen auf den Schlußstein zulaufenden Gewölberippen ist der Name mit schwarzer Farbe aufgemalt (somit nur vom Chorhaupt aus sichtbar). Sandstein; das Wappen in seiner jetzigen Fassung völlig falsch tingiert, daher unsicher, inwieweit auf älteren Befunden basierend. Auch die Inschrift dürfte bei einer Restaurierung überarbeitet worden sein2.
Maße: Bu. ca. 5,5 cm.
Schriftart(en): Fraktur.
Wolffgang von Zilhardt // Propst Zu geppingena)
Zillenhart. |
Textkritischer Apparat
- Völlig abweichende Angaben bei Donner, Ebersbach 227: demnach Wappen mit „Umschrift“: Propst Wolf von Züllnhardt. Der Wortlaut scheint von Donner aber eher sehr ungenau wiedergegeben zu sein, als daß der heutige Befund erst auf eine seither (d.h. seit 1964) durchgeführte Überarbeitung zurückgeht.
Anmerkungen
- Auf dem ersten Schlußstein Brustbild der Muttergottes, auf dem zweiten das württembergische, auf dem vierten das Ebersbacher Wappen; letzteres in falscher Farbfassung (Restaurierungsfehler?). Zum Wappen des Markts Ebersbach vgl. Wappenbuch LKr. Göppingen 36f.
- Vgl. den Befund 1914 (Kdm Göppingen 84): „erneuerte Wappen“. Da damals das vorliegende Wappen nur mit Fragezeichen als das zillenhartsche identifiziert wurde, scheint die Beischrift seinerzeit ganz übermalt gewesen oder aber wegen der Anbringung auf der vom Langhaus her nicht sichtbaren Seite dem Bearbeiter Klaiber entgangen sein.
- Vgl. Kdm Göppingen 83; Kübler/Wiedmaier 6.
- Ziegler, Kulturdenkmale 54. Hauptpatronin war die hl. Jungfrau Maria, daher die Mariendarstellung auf dem Schlußstein im Chorhaupt.
- Biedermann, Ottenwald, tab. CCLXXVIII; Ahnenprobe auf seiner Grabplatte im Augsburger Domkreuzgang, vgl. Kosel 445–447 nr. 407 mit Abb. 144.
- Pfeilsticker § 2346 und Kosel 445.
- Kosel 445.
Nachweise
- Donner, Ebersbach 227.
- Kübler/Wiedmaier, Veitskirche 11 (nur erwähnt).
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 103 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0010301.
Kommentar
Das Göppinger Oberhofenstift erwarb 1446 den Kirchsatz zu Ebersbach vom Deutschmeister Eberhard von Stetten, 1449 erfolgte die bischöfliche Bestätigung der Inkorporation in das Stift3. 1480 wurde mit dem Neubau der Kirche begonnen, die Kirchweihe 14814 markiert wohl den weitgehenden Abschluß der Bauarbeiten. Wenig später wird auch die Ausmalung der Chorgewölbe ihren Abschluß gefunden haben.
War dem Wappenschlußstein schon ursprünglich, d. h. zur Zeit der Fertigstellung des Chors, eine Namenbeischrift hinzugefügt, so deutet die heutige Ausführung in Fraktur auf eine spätere Überarbeitung bzw. völlige Neufassung hin, denn eine Inschrift um 1480 war sicherlich noch in gotischer Minuskel geschrieben. Der heutige Befund dürfte der Schrift nach das Ergebnis einer nicht näher datierbaren Übermalung des späten 16. bis 18. Jahrhunderts sein. Inwieweit dabei der originale Wortlaut beibehalten wurde, läßt sich freilich nicht mehr feststellen.
Wolfgang von Zillenhart, Sohn des Göppinger Obervogts Heinz von Zillenhart und der Ursula von Wöllwarth5, ist urkundlich 1477–1517 als Propst des Oberhofenstifts nachweisbar6. 1486 wurde er ins Augsburger Domkapitel aufgenommen, dessen Dekan er 1501–15 war. Er war ferner Kanonikus und Dekan des Stifts Ellwangen sowie Kanonikus und Dompropst von Trient (1517). Er starb am 9. Oktober 15197.