Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 73 Ulm, Ulmer Museum 1458

Beschreibung

Lesepult aus der Werkstatt Jörg Syrlins d. Ä. Ursprünglicher Standort unbekannt, vielleicht Klosterkirche Adelberg1. 1844 in einem Bauernhaus in Ottenbach entdeckt und als Geschenk ins damalige Ulmer Gewerbemuseum gelangt (Inv.-Nr. Altertumsverein 1231)2. Eichenholz, ungefaßt. Über dem Fußgestell ein von geschnitztem Flechtwerk überzogener schmaler Rundpfeiler, auf dessen Kapitell eine drehbare Schreibe mit der Pultplatte aufsitzt. Die schräggestellte Pultplatte wird vorn gestützt von den Standfiguren der Evangelisten Johannes und Matthäus, jeweils mit den Köpfen ihrer Symbole (Adler und Engel), hinten von liegendem Stier und Löwen, den Symbolen der Evangelisten Lukas und Markus. Auf der Unterseite der Pultplatte Maßwerkspitzbögen, auf dem gekehlten Rahmen oben die eingeschnitzte Meistersignatur (A); auf den Nimben der vier Evangelistensymbole jeweils eine eingeschnitzte Namenbeischrift (B–E). Köpfe und Hände der beiden stehenden Figuren beschädigt.

Maße: H. 139,5, B. (Pult) 51,5, (Fußgestell) 73,5, Bu. 2,3 (A), 1,2–1,6 (B), 1,3–1,5 (C), 1,0–1,6 (D), 1,1–1,3 (E), Zi. 3,5–4,2 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Ulmer Museum, Ulm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    1458 sv̈rlina)

  2. B

    santvs iohanes

  3. C

    s(antvs) mathe(us)

  4. D

    s(antvs) lvx

  5. E

    s(antvs) marx

Kommentar

Das Evangelienpult ist das älteste erhaltene von Jörg Syrlin d. Ä. signierte Kunstwerk. Die Minuskelschrift ist nicht sehr sorgfältig ausgeführt, vor allem in den Nimbenumschriften schwankt die Buchstabenhöhe beträchtlich. Besonders das schwierig zu schnitzende „runde“ s, das hier nicht nur am Wortende eingesetzt wird, gerät viel zu groß. Der Bogen des h hat eine auffällig lange Unterlänge. Die Schleifen der arabischen Ziffern 4 und 8 sind eckig als Rauten ausgeführt. Die gleiche Form der 4, nur in spiegelverkehrter Ausführung, verwendete Syrlin bei der Signatur des Ulmer Chorgestühls von 14743.

Textkritischer Apparat

  1. I 1458 sürlin Baum, Ulmer Plastik 152.

Anmerkungen

  1. So mutmaßt Schweizer (wie unten) 234.
  2. Vgl. 700 Jahre Ottenbach 93.
  3. Vgl. Klaus-Ulrich Högg, Die Inschriften am Chorgestühl des Ulmer Münsters, in: Ulm u. Oberschwaben 45/46 (1990) 103–161, hier: Abb. 9.

Nachweise

  1. Baum, Ulmer Plastik 16, 20, 152, Taf. 4 (Abb.).
  2. Kdm Geislingen 128.
  3. 700 Jahre Ottenbach 93 (Abb.).
  4. Wolfgang Deutsch, Der ehemalige Hochaltar und das Chorgestühl, zur Syrlin- und zur Bildhauerfrage, in: 600 Jahre Ulmer Münster. FS, hg. v. Hans Eugen Specker u. Reinhard Wortmann (Forschungen zur Geschichte d. Stadt Ulm 19), Ulm 1977, 242–322, hier: 301, Abb. 114.
  5. Ulmer Museum. Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600 (Kataloge des Ulmer Museums I), Ulm 1981, 80f. Nr. 50 (m. Abb.).
  6. Roland Schweizer, Gotische Plastik im Land an Fils und Lauter, in: Gotik an Fils und Lauter 191–246, hier: 235 (Abb.), 240.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 73 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0007308.