Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 58 Auendorf (Gde. Bad Ditzenbach), ev. Pfarrkirche (St. Stephanus) 1. H. 15. Jh. (?)

Beschreibung

Wandmalerei. An der Nord-, Ost- und Südwand des Chors (Chorturm des 14. Jahrhunderts); 1966/67 freigelegt. Alle Wände mit einheitlicher Gliederung als große Bogenfelder angelegt – die Zwickel sind dunkel gefärbt –, wodurch trotz der Flachdecke der Eindruck eines Kreuzgewölbes vermittelt werden soll; die Bogenfelder sind jeweils in drei Bildstreifen, die beiden unteren weiter in je zwei Bilder unterteilt1; in der Sockelzone gemalter Vorhang. Nordseite: oben hl. Dreifaltigkeit mit anbetenden Engeln; in der 2. Reihe links ein predigender Heiliger auf einer Kanzel vor einer 4- oder 5köpfigen Gruppe von Personen, von denen einige durch ihre Hüte als Juden gekennzeichnet sind, darüber im Randstreifen Inschrift (A)2; rechts Kreuzigungsgruppe; das linke Feld zerstört; in der 2. Reihe links zwei Heilige und vier weitere Personen, Bedeutung unklar; rechts unkenntlich; in der unteren Reihe links Grablegung Christi; rechts eine nicht näher zu identifizierende Wunderheilung (?); zwischen den vier unteren Bildern Fenster mit zwei Heiligendarstellungen in den Laibungen. Südseite: oberes Feld und die beiden unteren rechten Bilder völlig zerstört; das mittlere Bild links zeigt einen Heiligen auf der Kanzel, rechts vor ihm einen weiteren stehenden Heiligen, Bedeutung unklar; im Feld darunter ein stehender Heiliger in Priestergewand (?), rechts vor ihm ein kniender Mann (?), im Randstreifen darüber Inschrift (B); in den Laibungen des nachträglich nach oben erweiterten Fensters wiederum zwei Heilige. Alle Darstellungen stark zerstört und meist nur mehr schemenhaft zu erkennen; die Inschriften nur noch fragmentarisch erhalten und verblaßt. In den Randstreifen über den übrigen Bildszenen befanden sich ursprünglich wohl ebenfalls Beischriften, von denen aber keine Spuren mehr zeugen.

Maße: Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    . . .]ẹda) g̣ọ[. .]s[. . .

  2. B

    s · matḥ[. . .b)

Kommentar

Die erklärenden Beischriften scheinen sich nach den erhaltenen Fragmenten nicht auf die Nennung der dargestellten Personen zu beschränken. Einige der nicht deutbaren Bilder könnten, wie Inschrift (B) nahelegt, Szenen aus dem Leben der Apostel darstellen. Eine nähere Datierung der Wandmalereien und damit der Inschriften wird durch den schlechten Erhaltungszustand erschwert. Der stilistische Befund, dem der epigraphische nicht widerspricht, weist ins 15. Jahrhundert, näherhin wohl in dessen erste Hälfte3.

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht auch rd.
  2. Danach noch einige Hastenreste zu erkennen, in einigem Abstand dahinter ein nur die halbe Zeilenhöhe einnehmendes Zeichen, vielleicht eine arabische 2 in der spitzen z-Form.

Anmerkungen

  1. Beschreibung bei Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 98f. m. weit. Lit.
  2. Das Bild wird von Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 98 gedeutet als der zwölfjährige Christus im Tempel. Eher ist an eine Apostelszene zu denken; vielleicht Predigt des hl. Stephanus (Kirchenpatron!) oder sein Disput mit den Juden?
  3. Dagegen Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 98 sicher zu früh: „um die Mitte des 14. Jahrhunderts“; ebd. bei Abb. 40–41 allerdings die abweichende Angabe „um 1500“. Dehio Baden-Württemberg I 19 datiert ebenfalls in die Mitte des 14. Jahrhunderts. – Das Langhaus der Auendorfer Kirche wurde 1618/19 neu errichtet und erhielt damals eine Ausmalung mit einem Apostel-Credo-Zyklus (nr. 438).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 58 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0005801.