Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 53† Wiesensteig, Stiftskirche St. Cyriakus 1438
Beschreibung
Grabmal des Grafen Friedrich von Helfenstein. Standort1 und Ausführung unbekannt.
Wortlaut nach Oswald Gabelkover.
Anno domini M · CCCC · tricesimooctauo starb der wolgeborn herr herr Friderich graue zu Helffenstain an S.Bernhards tag verließ fraw Agnes geborne von Weinsperg sein gemahel
Datum: 20. August.
Anmerkungen
- Gabelkover gibt nur an: „in templo“, was mit Sicherheit auf die Stiftskirche zu beziehen ist.
- Vgl. Europ. Stammtaf. NF 12 Taf. 57f. 1356 war die Herrschaft der Helfensteiner zwischen Ulrich d. Ä. und seinem Vetter Ulrich d. J. (XI.) geteilt worden. Ulrich d. J. stiftete die Linie zu Blaubeuren, vgl. Alberti Schuhholz, Ulrich (X.) und seine Gemahlin Maria von Bosnien, in: Die Grafen von Helfenstein 27–42.
- Vgl. Mehring, Die Herren von Weinsberg im 14. Jahrhundert, in: WVjh. NF 15 (1906) 418f.; in Europ. Stammtaf. NF 12 Taf. 58 fälschlich „Engelbert“ von Weinsberg.
- Konventionelle Zählung der Namen nach Kerler, Geschichte der Grafen von Helfenstein und nach der Kreisbeschreibung Alb-Donau-Kreis I 112f. trotz der erheblichen Mängel der Kerlerschen Helfensteiner-Genealogie; abweichende Zählung in Eurp. Stammtaf. NF 12 Taf. 57f.; zur Problematik vgl. neuerdings Hartmut Gruber, Zur Forschungsgeschichte, in: Die Grafen von Helfenstein 6–9.
- Es folgt 1440 Graf von Wertheim (DI 1 [Badischer Main- u- Taubergrund] nr. 138); vgl. dazu DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Einl. XXXII mit Anm. 100.
Nachweise
- Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 154/6, Umschlag 159: Grafen von Helfenstein) fol. 4r.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 53† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0005306.
Kommentar
Graf Friedrich war der Sohn Ulrichs d. Ä. (X.), des 1372 ermordeten Stifters der Wiesensteiger Linie der Grafen von Helfenstein, und der Maria Kotromanič von Bosnien2. Seine Heirat mit Agnes, Tochter Engelhards von Weinsperg und Annas von Leiningen, fand 1405 statt3. Die in der Inschrift genannte Witwe starb erst 1474.
Für Friedrichs Sohn Ludwig († 1492) und für seinen Enkel Ludwig X. († 1494) sind ebenfalls Grabmäler in Wiesensteig bezeugt (nrr. 123 †, 129 †)4. Falls die Sterbeinschrift von Gabelkover korrekt überliefert ist, stellt sie für das Bearbeitungsgebiet eine bemerkenswert frühe Verwendung der Volkssprache dar. Für das Epitheton wolgeborn bietet es unter den bislang publizierten inschriftlichen Texten den frühesten Beleg5. Der ungewöhnliche Wortlaut des letzten Satzes spricht m. E. jedenfalls für eine Entstehung der Inschrift noch zu Lebzeiten der Gräfin Agnes.