Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 9 Eschenbach, ev. Pfarrkirche um 1300
Beschreibung
Evangelistenglocke. Im Glockenstuhl, oberste Glocke eines dreiteiligen Geläuts. Aus der Wallfahrtskirche und einstigen Eschenbacher Pfarrkirche (St. Petrus) auf dem Lotenberg, die 1814 abgerissen wurde, im selben Jahr gegen den Widerstand der Lotenberger Bevölkerung zusammen mit einer weiteren Glocke von 1495 (nr. 134) mit Gewalt in die neue Pfarrkirche überführt. Schulterinschrift zwischen unregelmäßigen Schnurstegen.
Maße: H. (o. Krone) 60, Dm. 71, Bu. ca. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ LVCAS · MARCVS · MATHEUS · IOHANNES
Anmerkungen
- Vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern 12 mit Anm. 15: Glocken in Donaurieden (Erbach), Öpfingen, Hüttisheim und Unterbalzheim (Balzheim), alle Alb-Donau-Kreis, sowie in Herlazhofen-Urlau (Leutkirch), Bad Wurzach und Ziegelbach (Bad Wurzach), alle LKr. Ravensburg; ferner 4 Glocken in Bayerisch-Schwaben, vgl. Dt. Glockenatlas Bayer.-Schwaben 15–17, 86 Anm. 30.
Nachweise
- Kdm Göppingen 87.
- Glockenbeschlagnahme 1917 OA.
- Göppingen (LKA, A 26, 1484,5).
- Dt. Glockenatlas Württ. Hohenzollern nr. 658.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 9 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0000905.
Kommentar
Schaft-, Balken- und Bogenenden sind deutlich keilförmig verbreitert. Die Haste des kapitalen E ist verdoppelt, der Mittelbalken setzt an der rechten der beiden Hasten an. Doppelformen sind: kapitales M und unziales, links geschlossenes M mit spitzovalem linkem Bogen und mit eingestelltem Zierbalken im rechten Bogen; V neben unzialem U. Die Haste des I, die Buchstabenmitte des S und der Schrägbalken des N sind mit einem Nodus verziert. Haste und Balken des L stehen schräg und treffen im spitzen Winkel aufeinander. Diese Schrifteigentümlichkeiten ermöglichen die Zuordnung der Glocke zu einer Gruppe von unbezeichneten und undatierten Evangelistenglocken, die offenbar von einem wandernden Glockengießer vorwiegend im donau- und oberschwäbischen Raum gegossen wurden1. Die Eschenbacher Glocke markiert somit den nördlichsten Punkt des Verbreitungsgebiets. Die bislang in der Literatur vertretene zeitliche Einordnung um 1300 ist vor dem epigraphischen Befund plausibel.