Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 498 Göppingen, Städt. Museum im „Storchen“ M. 17. Jh.

Beschreibung

Epitaph-Fragment. Aus Ebersbach an der Fils, bei Kanalisationsarbeiten vor etwa 30 Jahren geborgen, genauer Fundort unbekannt. Querrechteckige Tafel aus rotem Sandstein, linke obere Ecke weggebrochen. Es handelt sich um den oberen Teil des Epitaphs: in einer Flachbogennische in hohem Relief Darstellung einer unter dem Kruzifixus knienden betenden Familie, im erhaltenen rechten Bogenzwickel ein Engelskopf. Beiderseits des Kreuzes eingehauener, durchgehend zu lesender 4zeiliger Leichtext (A). Zwei ganz links dargestellte Säuglinge sind im Bogenfeld mit Beischrift (B) bezeichnet, die übrigen Personen – ein Knabe, drei erwachsene Söhne, Vater, Mutter, zwei erwachsene Töchter, zwei kleine Mädchen sowie ganz rechts eine weitere erwachsene Frau – sind unterhalb mit Namenbeischriften (C) gekennzeichnet. Bereits Verstorbene sind mit einem Sterbekreuzchen über dem Kopf markiert. Die äußere Rahmung bildet ein breiter mit Eichenlaub umwundener Wulst. Der untere Teil des Epitaphs mit der Sterbeinschrift – vermutlich für den Familienvater – fehlt. Die glatte untere Kante des erhaltenen Fragements deutet darauf hin, daß das Epitaph schon ursprünglich in zwei oder mehreren Werkstücken gearbeitet war und nicht erst nachträglich zerteilt wurde. An der Bruchkante links oben und am unteren Rand Schriftverlust.

Maße: H. 58,5, B. 88, Bu. 2,5 (A), 1,2 (B), 1,2–1,4 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Städt. Museum im Storchen, Göppingen [1/1]

  1. A

    . . .] Lei[ch]//Text Ps: 102 · V(ers)a) 12 · 13 · /[Mein]e tage sind dahin wie ein // Schatten,b) und ich verdorre / wie gras · du aber, Herr, blei=//best ewiglich, und dein ge=/dächnusc) // für und für ·

  2. B

    beede tod ge=/bohren1)

  3. C

    Nico:/laus ·1)Joh(ann)d) Jacob · / Friderich ·1)Johan:/nẹṣ ·Johan Leon:/hardtVatter1)Mutter ·Maria · / Cath[arin]a ·Maria · / Ba[r]bara ·Maria · / Barb(ara)d)1)Marg(areta)d)1)Sus[anna] / Ṃ[a]ṛ[. . .

Kommentar

Die Schriftformen – eine recht sorgfältig, wenn auch nicht sehr gleichmäßig ausgeführte Fraktur mit mäßig verzierten Versalien – erlauben keine nähere Datierung. Während die Kleidung der dargestellten Frauen, vor allem die Haube und der Mühlkragen, noch in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts weisen, spricht die Tracht der Männer – Rock mit langer Knopfreihe, breite Westentaschen –, vielleicht auch die barocke Vornamenhäufung (Johann Jacob Friderich), eher für eine Entstehung um die Mitte oder im 3. Viertel des Jahrhunderts2.

Textkritischer Apparat

  1. V mit kurzem, die rechte Schräghaste kreuzenden Kürzungsstrich.
  2. Als Interpunktionszeichen kurze Schrägstriche im Mittelband, in der Transkription als Kommata wiedergegeben.
  3. Sic!
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Sterbekreuzchen.
  2. Der Zeitansatz „um 1600“ in der Exponatbeschriftung des Museums ist jedenfalls zu früh.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 498 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0049806.