Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 462† Geislingen an der Steige, zuletzt Heimatmuseum 1629(?)

Beschreibung

Hölzerne Schrifttafel. Ursprünglich in der ev. Stadtkirche U. L. Frau auf der Westempore am Fenster hinter der Orgel, dann am Eingang des Heimatmuseums1; derzeit nicht auffindbar. Nähere Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach Wollaib und Burkhardt.

  1. Johannes Leo Roth Ulmensis Singulari Dei omnia suaviter disponentis providentia praeterque morem et consuetudinem huius seculi p(ro) t(empore)a) ex patritio ordine pastor Geislingensis. Anno IesV paCeM serVIsb) tVIs ex nVtV Dare poterIs

Übersetzung:

Johannes Leo Roth aus Ulm, durch Gottes einzigartige, alles gütig regelnde Vorsehung und gegen Sitte und Brauch unserer Zeit derzeit (?), obwohl aus patrizischem Stand, Pfarrer von Geislingen im Jahre [folgt Chronogramm]. Jesus, Frieden wirst Du Deinen Knechten aus göttlichem Willen geben können.

Kommentar

Der als Gebet aufzufassende Schlußsatz ist als Chronogramm gestaltet. Nach Wollaibs hier wiedergegebener Transkription ergibt sich die Jahreszahl 1629, wobei allerdings im Wort ex der Zahlenwert X nicht berücksichtigt ist. Nähme man diesen zum Chronogramm hinzu, ergäbe sich als Entstehungsjahr 1639, was aber auszuschließen ist, da Pfarrer Roth bereits 1634 verstorben ist2. Folgt man der Transkription Burkhardts, kommt man auf das Jahr 1628.

Daß der Verfasser im letzten Satz einen leoninischen Hexameter schmieden wollte, wird man ihm wohl kaum unterstellen dürfen; eine derartige Mißachtung der Quantitäten wäre jedenfalls höchst merkwürdig. Roth streicht in dieser Inschrift noch stärker als in den übrigen von ihm verfaßten das Ungewöhnliche der Tatsache heraus, daß er als Sproß einer Patrizierfamilie die theologische Laufbahn eingeschlagen hat.

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung der Kürzungen unsicher, vgl. nrr. 434, 444.
  2. serVIs Wollaib; serVis Burkhardt.

Anmerkungen

  1. Nach 1963, vgl. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 216.
  2. Zur Person vgl. nr. 433.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 397.
  2. Klemm, Stadtkirche Vortrag 17.
  3. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 143f.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 462† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0046205.