Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 454 Adelberg-Dorf, ev. Pfarrkirche (St. Maria, Ulrich und Konrad) 1626

Beschreibung

Epitaph des Johannes Osiander, evangelischen Abts von Adelberg. Außen an der Chorsüdwand unter einem Schutzdach; zuvor an der Westmauer des Friedhofs1. Rechteckige Platte; unter einem Rundbogen mit umlaufender Inschrift (A) in eingetieftem Feld ein von zwei Schilden mit Beischriften (B, C) flankiertes Vollwappen, darunter eine annähernd quadratische Schrifttafel (D). Roter Sandstein; unterer Rand weggebrochen, Oberfläche fast völlig abgewittert und schichtweise abblätternd; Schrift weitgehend zerstört, nur noch das heraldisch rechte Wappen kenntlich.

Ergänzungen nach Müller.

Maße: H. 152, B. 88, Bu. 2,6 (A), 2,7 (B), 4,0 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    . . .]Ọ ḌOMINE

  2. B

    [. . .] / ḄID[. . .

  3. C

    [. . . / . . .]

  4. D

    REV[E]REND[VS ET CLA]R[IS]SIMVS VIR / D[O]MINVS I[OANNES OSIANDER SERENIS/SIMI DOMINI DVCIS WV̈RTTEM/B]ERGI[CI CONSILIARIVS ABBAS ET] / SVPERINTENḌẸN[S GENERALIS AD]/ELBERGENS[IS AETATIS SV]AE ANN[O] / LXIII DIE XVI OCTOBRIS, ANNO / MDCXXVI [IN]a) DOMINO [DEFV]/ṆC̣[TVSb) HI]C̣ SVAS EX[V]VIAS [REC]/ONDI VOLVIT BEATA[M RESVRREC]/TIONEM EX[PECTANS / A]Dc) PHILIP: C[AP: . . .2)

Übersetzung:

Der ehrwürdige und hochberühmte Mann Herr Johannes Osiander, des durchleuchtigsten Herrn, des Herzogs von Württemberg Rat, Abt und Generalsuperintendent zu Adelberg, ist im Alter von 63 Jahren am 16. Oktober 1626 im Herrn verstorben und wollte hier seine sterbliche Hülle beisetzen lassen in Erwartung der seligen Auferstehung.

Wappen:
Osiander3; Bidembach4, [Bengel]5.

Kommentar

Bereits Johannes Osianders Vater Lukas (1596–98) und sein Bruder Andreas (1598–1606) bekleideten das Amt des evangelischen Abts von Adelberg. Johannes studierte in Tübingen6, war 1587 Diakon in Cannstatt, 1591 Pfarrer in Steinheim an der Murr, 1596 Spezial(superintendent) in Marbach, 1614–24 Abt in Murrhardt und amtierte anschließend in Adelberg von 1624 bis zu seinem Tode 1626. Er starb an der Pest7. Seine erste Frau war Anna Maria Bidembach, Tochter des Propstes der Stuttgarter Stiftskirche Balthasar Bidembach; die Witwe Sabina war die Tochter des württembergischen Vogts zu Marbach Konrad Bengel8. Die beiden Wappenbeischriften enthielten ihrem Umfang nach auch die Vornamen der beiden Ehefrauen.

Textkritischer Apparat

  1. IN Müller, Stroh; die zerstörte Stelle bietet aber Platz für drei bis vier Buchstaben.
  2. Danach endet die Transkription Müllers. Alle folgenden Ergänzungen sind konjiziert.
  3. Lesung als D unsicher, vielleicht auch O.

Anmerkungen

  1. Vgl. Stroh (wie unten) 122.
  2. Vermutlich der häufig auf Grabmälern zitierte Spruch Phil 1, 21 oder 1, 23.
  3. Geteilt, oben Rose, unten liegender Halbmond (nur mehr schemenhaft erkennbar); Helmzier: geschlossener Flug, mit Schildbild belegt.
  4. Schräglinksleiste, mit 3 gestielten Kleeblättern besetzt.
  5. Nach Müller, Adelberg 26f.: 2 gekreuzte Vogelfüße; nur mehr Konturen zu erahnen.
  6. Imm. 1580, bacc. 1581, mag. 1583, vgl. Matrikeln Tübingen I 586 nr. 193,25.
  7. Pfeilsticker §3259, 3476; Stroh (wie unten) 122.
  8. Zu beiden Ehefrauen vgl. die handschriftl. Nachträge in Sigel, Das ev. Württemberg 14,2, Exemplar der WLB Stuttgart.

Nachweise

  1. Müller, Adelberg 26f., 42.
  2. Martin Stroh, Die evang. Kirchengemeinde Adelberg, in: Kirschmer, Chronik von Adelberg 113–134, hier: 122.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 454 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0045403.