Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 453 Ebersbach a. d. Fils, ev. Pfarrkirche (St. Vitus) 1625
Beschreibung
Glocke des Gießers Nikolaus Martinus von Campen in Stuttgart, sog. „Brandglocke“. Im Glockenstuhl des Kirchturms, heute als Betglocke dienend1. Auf der Schulter Fries aus stehenden Akanthusblättern, darunter auf der Flanke zwischen zwei breiten Rankenfriesen mit unterschiedlichen Renaissanceornamenten (oben Vasen und Grotesken, unten Löwen- und Frauenköpfe) die von schmalen Stegen eingefaßte Gießerinschrift (A); als unterer Abschluß ein Fries aus hängenden Akanthusblättern; darunter zweizeilig umlaufende Inschrift (B) ohne Rahmung; wiederum darunter auf einer Seite der Flanke in 4zeiligem Schriftblock Inschrift (C), gegenüber weiterer Schriftblock (D).
Maße: H. (o. Krone) 92, Dm. 118, Bu. 2,5 (A), 1,5 cm (B, C, D).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
· NICOLAVS · MARTINVS · VON · CAMPEN · GOS · MICH · ZV STVTGART · 1625
- B
· ALS · MAN · ZALT · 1625 · IAHR ·SCHICKT · GOT · SEIN · ZEICHEN · SO · WVNDERBAR ·DAGES · VOR · DREIKONIGEN · DAG ·SCHLIEGa) · DAS · WETTER · IN · TVRN · ZV · EBERSPACH ·DEb) · / TORN · VERBRANT · DIE · GLOGEN · DARVNDER · GEFELT · DVRCH · GOTTES · LOB · EHR · VND · PREIS · GOS · MICH · WIDER · NICOLAVS · MARTINVS ·
- C
· MAYSTER · CHRISTOPH · EHS[E]Rc) · PFARER · / · HANS · SARWEY · SCHVLMEISTER · / · HER · IOHAN · VOGEL · SCHVLTHES · / · HANS · HAFNER · ANWALD ·
- D
· CONRADT · BESMER /· PETER · HONECḲERd) BVRGERMEISTREṆe) /· NICLAVS · STRAVB /· LIENHART · LINDENSCHMID HEILIGPFLEGERf) ·
Versmaß: Deutsche Reimverse (B).
Datum: 5. Januar 1625.
Textkritischer Apparat
- So statt SCHLVG.
- Sic!
- Gießfehler: zweites E nicht mitgegossen.
- Eckiges C; K nur undeutlich gegossen.
- Letzter Buchstabe unscharf gegossen; vielleicht auch nur eine Rosette. Das Wort steht rechts zwischen der ersten und zweiten Zeile und ist somit auf beide Namen zu beziehen.
- Das Wort steht rechts zwischen der dritten und vierten Zeile und bezieht sich auf beide Namen, vgl. Anm. e.
Anmerkungen
- An dieser Stelle sei ausdrücklich Herrn Pfarrer Wiedmaier für seine tatkräftige Hilfestellung bei den Aufnahmearbeiten im Glockenturm Dank gesagt.
- Zu dem von Heinrich Schickhardt geleiteten Wiederaufbau des Turms und Umbau der Kirche vgl. Kdm Göppingen 83f. Nach Donner, Ebersbach 230 wurden 1625 insgesamt drei neue Glocken gegossen, von denen die beiden kleineren nicht mehr vorhanden seien. Aus Schickhardts Inventar geht dies freilich nicht hervor, vgl. Kdm Göppingen 84.
- Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern 68 Anm. 220. Daneben betrieb er eine Gießhütte in Durlach; vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 340 (1617) und DI 20 (Karlsruhe) nr. 384 (1621); Dt. Glockenatlas Baden 89 Anm. 171.
- DI LKr. Böblingen (in Vorbereitung).
Nachweise
- Kdm Göppingen 85.
- Glockenbeschlagnahme 1917 OA. Göppingen (LKA, A 26, 1484,5; nur Inschrift B).
- Illig, Geschichte von Göppingen u. Umgebung II 169.
- Pabst, Die Glocken unserer Heimat 182 (nur B).
- Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 656.
- Donner, Ebersbach 230f.
- Kübler/Wiedmaier, Veitskirche 20.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 453 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0045306.
Kommentar
Als Worttrenner sind in Inschrift (A) Rosetten, in den übrigen Inschriften große schräggelegte Rauten verwendet. In Inschrift (B) dient die Rosette außerdem zur Markierung des Inschriftbeginns und -endes, in den Inschriften (C) und (D) als Bezeichnung der Zeilenanfänge und -enden.
Bei dem in Inschrift (B) angesprochenen Kirchenbrand von 1625 wurden insgesamt drei Glocken zerstört2. Über ihre Inschriften ist nichts bekannt. Nikolaus Martinus von Campen ist urkundlich von 1617 bis 1629 als Geschützgießer im Stuttgarter Zeughaus nachweisbar3, für die Herrenberger Stiftskirche goß er noch 1630 eine Glocke4.