Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 447 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1623

Beschreibung

Neugefaßte Reste des Epitaphs für Hans Jakob Öxlin. Innen an der Nordwand der Sakristei. Zunächst an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs, dann in der Turmhalle, spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1976 im südlichen Seitenschiff. Ursprünglich sehr großes Epitaph, wahrscheinlich mit Ädikularahmung; in der Giebelzone oder auf dem Architrav Inschrift (A), darunter, vermutlich mit seitlicher Pilasterrahmung, Gemälde der Auferweckung des Lazarus mit „beygesetzter Schrifft“ (B); weiter unten, wohl ebenfalls noch im Hauptfeld, ein Gemälde, darstellend Kruzifixus mit Titulus (C), darunter zwei Vollwappen, flankiert von der knienden Familie des Verstorbenen, der Vater, sechs der neun Söhne und die Tochter mit Sterbekreuzen über den Köpfen markiert; in der Predellazone in reicher Renaissancerahmung Sterbeinschrift (D), darunter auf der Konsole Inschrift (E). Erhalten sind nur mehr das – neu gerahmte – Gemälde mit Darstellung der Familie und die Inschrift (D), die bei einer Restaurierung 1958 neu zusammengefügt und mit einer neuen Gebälk- und Giebelzone versehen worden sind. Die Schrift scheint noch in etwa dem ursprünglichen Befund zu entsprechen, ist aber wohl neu grundiert und nachgezogen1.

Wortlaut der verlorenen Inschriften nach Wollaib.

Maße: Jetzige Maße: H. 139, B. 82, Bu. 0,6 (C), 1,5 cm (D).

Schriftart(en): Fraktur (A, D), Kapitalis (B, C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Gott Christus preiset weil erweckt,Vier Tag im graben der gesteckt,ein Mensch und Gott daß Christus seybezeugen seine Wunder frey.

  2. B

    LAZARE VENI FORAS. JOHANN. XI. CAP2).

  3. C

    · INRI ·

  4. D

    Anno Domini, 1623 den 13. tag Februarja) ist Jm / hernb) Seeliglichen verschiden der Ernhafft vnd für=/nem Hannsz Jacob Öxlenc) seniesd) allterse) 45. Jar, lebt jm Ehlichen /standtf) mit seiner Ehrngeliebte hausfraweng) Anna Maria Becken. / 15. Jar, vnd erzeügtenh) mit einander Zehen Kinder, der liebe / getreÿ gnedig vnnd Barmhertzigi) Gott welle ihm sampt / allen in Christo Ruohenden am Jüngsten tag / ein frehlichek) aufferstehung in Christo Jesu verleien A(men)l).

  5. E

    Baldt Lazarus auff Christi wortersteht auß der Begräbnus OrtVom Tod der gläubig wo er legtnicht bleibt im Tod der Ruw nur pflegt.

Übersetzung:

Lazarus, komm heraus.

Versmaß: Deutsche Reimverse (A, E).

Wappen:
Öxlin, Beck3.

Kommentar

Hans Jakob Öxlin war Mitglied des Geislinger Gerichts und Spitalpfleger4.

Textkritischer Apparat

  1. Februarij Wollaib.
  2. Herren Wollaib.
  3. Oxlen Wollaib.
  4. Sic!
  5. Alters Wollaib.
  6. Ehelichen Stand Wollaib.
  7. Ehrengeliebten Haußfrauen Wollaib.
  8. erzeüget Wollaib.
  9. getreüe Gnedige vnd Barmhertzige Wollaib.
  10. fröhliche Wollaib.
  11. verleihen, danach ein Zierpunkt Wollaib.

Anmerkungen

  1. Der Vergleich mit Wollaib zeigt jedenfalls etliche Abweichungen in der Orthographie.
  2. Ioan 11, 43.
  3. In Schwarz eine goldene Brezel.
  4. Vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 119; Geislinger Urkundenbuch 232 nr. 215 (1618).

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 376.
  2. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 52.
  3. Kdm Geislingen 47.
  4. Burkhardt, Gräber 81.
  5. Ders., Geschichte der Stadt Geislingen I 148.
  6. Bischoff, Führer 44 nr. S17.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 447 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0044708.