Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 445† Roßwälden (Stadt Ebersbach a. d. Fils) 1622

Beschreibung

Steintafel mit Gedenkinschrift des Klaus Straub. An einem nicht näher bezeichneten Haus über der Tür angebracht; nicht mehr auffindbar. Von Alfred Klemm im vorigen Jahrhundert abgezeichnet, zum Teil mit genauer Wiedergabe der Buchstabenformen. Querrechteckige Tafel, oben Jahreszahl über Haus- oder Steinmetzzeichen (Stz. nr. 13), darunter 6zeilige Inschrift.

Wortlaut nach Klemm.

Schriftart(en): Kapitalis1.

  1. 1. 6. 22.a) /WIE ICH CLAVS STRAVBb) HAB DISEN STEIN /HAWEN LASSEN HAT DER AIMER WEIN /GOLTEN HVNDERT GVLDEN GERN /VND 4 GVLDEN EIN SIMRI KERN /ACH GOTT WELST VNSc) WOLFELd) / ZEIT BESCHERNAMEN

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Nachrichten über Kornpreise finden sich bereits in einer Bauinschrift von 1146 aus Willich (Kr. Krefeld)2, ein frühes Beispiel für Brotpreise in einer Bauinschrift in Oppenheim 13173. Allein aus Wertheim sind drei Inschriften des 15. Jahrhunderts mit Korn- und Weinpreisangaben überliefert4, im 16. Jahrhundert häufen sich dann vergleichbare epigraphische Zeugnisse5.

Der Preis des Eimers Wein betrug 1622 in Cannstatt 78 fl 8 ß, der Scheffel=8 Simri Kernen 27 fl6, der Weinpreis der Roßwäldener Inschrift ist also deutlich, der Getreidepreis geringfügig höher. Die Tatsache, daß die Getreidepreise gegenüber dem Vorjahr etwa auf das Dreifache, die Weinpreise gar fast auf das Vierfache angestiegen waren7, erklärt den Anlaß für die inschriftliche Dokumentierung dieser Teuerung. 1623/24 sanken die Preise wieder annähernd auf den alten Stand.

Textkritischer Apparat

  1. Die Haste der Ziffer 1 ist unten nach links umgebogen zu einer Schleife, die nach rechts oben geführt die Haste durchschneidet; z-förmige 2.
  2. A ohne Mittelbalken.
  3. VNS emend.; VND Klemm.
  4. So für wohlfeil.

Anmerkungen

  1. Beginn der Inschrift (die ersten vier Worte) und erstes Wort der zweiten Zeile (mit Ligatur) sind von Klemm in Kapitalis, der übrige Text in Minuskeln wiedergegeben. Die gesamte Inschrift war demnach sicherlich in Kapitalis ausgeführt.
  2. Vgl. Conrad, Niederrhein. Epigraphik 36.
  3. DI 23 (Oppenheim) nr. 7.
  4. DI 1 (Bad. Taubergrund) nrr. 9 (1445), 10 (1447), 13 (1472).
  5. Ebd. nrr. 35 (1558), 41 (1573), 44 (1574), 45 (1574), 54 (1578), 63 (1589); DI 29 (Worms) nr. 483 (1562); DI 22 (Enzkreis) nrr. 224 † (1563), 274 † (1594); DI 20 (Karlsruhe) nrr. 253 (1571), 262 (1574), 288 (1587), 377 † (1619); vgl. auch die Geislinger Inschrift nr. 412 †.
  6. Helferich, Württembergische Getreide- und Weinpreise von 1456-1628, ein Beitrag zur Geschichte der Geldentwerthung nach der Entdeckung von Amerika, in: Zs. f. d. gesamte Staatswissenschaft 14 (1858) 471–502, hier: 480.
  7. Die Angaben gelten für Cannstatt, vgl. ebd.

Nachweise

  1. Klemm, Ortsnotizen (WLB, Cod. hist. Q 347. 1): Ebersbach.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 445† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0044504.