Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 432 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1619

Beschreibung

Epitaph des Daniel Walliser. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs neben dem Portal. Ursprünglich im südlichen Seitenschiff zwischen Portal und Sakristei, später bis zur Innenrenovierung der Kirche 1976 an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs. Große Holztafel in schlichter Pilaster- und Gebälkrahmung mit seitlichen Ausladungen; auf der Tafel Ölgemälde mit Darstellung der Auferstehung Christi, darüber (auf dem Architrav?) eine heute verlorene Inschrift (A), unter dem Gemälde im unteren Drittel der Tafel in der Mitte gemalte Rundbogennische mit Altar, darauf Kruzifixus mit Titulus (B), links der Nische kniender Priester, links hinter ihm in hochrechteckigem Feld Bibelspruch (C), entsprechend auf der rechten Seite kniende Frau und rechts hinter ihr ein Schriftfeld mit Bibelspruch (D) und mit Künstlermonogramm in der linken unteren Ecke (E); ganz unten Grabschrift in vier Langzeilen (F). Alle Inschriften gemalt, schwarze und rote Schrift auf weißem Grund. Leicht beschädigt, Farbe in der letzten und vorletzten Zeile stellenweise abgeblättert.

Wortlaut von (A) nach Wollaib.

Maße: H. 195, B. 142, Bu. 0,9 (B), 1,1 (C, D), 1,5 cm (F).

Schriftart(en): Fraktur (C, D, F), Kapitalis (B, E).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Der Tod ist ein End alles Jam(m)ers auf Erden1)

  2. B

    INRI

  3. C

    Vnd vil so vnter der Erden / schlaffen ligen · werden auff=/wachen · Etliche zu ewiger / schmach vnd schande · die Lehrer / aber werden Leichten wie / desz him(m)elsz Glantz · Vnd die · / so vil zur Gerechtikeitt / weisen · wie die Sternen · / imer Vnd Ewiglich · / Daniel 12 Cap(itel)2) ·

  4. D

    4. Psalm · / Jch lige Vnd schlaffe / gantz mit friden · dan / allein du HERR hilfst / mir · das ich sicher / Wohne3) ·

  5. E

    ISa)

  6. F

    Anno dominib) · 1619 iar · den 15 tag decembris · ist in Got. seliglich entschlaffen. Der Ehrwürdig. Vnd Wol=/gelört Herr Daniel Walisser, gewester Pfarrherr zu Geislingen. Jn das 48 iar · Jst geboren worden An(n)o 1544 · / vnd in lehrstand getreten seines alters im 23 iar · da er zu[.]rc) · in dasz 4 iar zu liebenstein Pfarrher gewest · vnd im Ehestand mit / seinr hinderlosen hausfrauw in das 52 iar gelebt · das er alt worden 75 iar Got verleihd) ihm, ein fröliche auferstehung. Amen

Kommentar

Dem Wechsel der schwarzen und roten Farbe in der Schrift liegt kein erkennbares System zugrunde. Rot ausgezeichnet sind sowohl Anfangsbuchstaben als auch ganze Wörter und Zahlen. Die Oberlängen von b, l, t und von einigen Versalien sind sehr fein ausgezogen und nach rechts eingerollt.

Unter Pfarrer Daniel Walliser wurde die zweite Geislinger Reformation durchgeführt4. Seine Frau war Katharina Moll, Witwe des Giengener Hospitalpredigers Philipp Andreae5.

Textkritischer Apparat

  1. IS monogrammatisch verschränkt, ähnlich einem Dollarzeichen.
  2. Über m überzähliger Kürzungsstrich.
  3. Muß heißen zuvor; in der durch Abplatzen der Farbschicht entstandenen Lücke ist aber eindeutig nur für einen Buchstaben Platz; v wahrscheinlich versehentlich ausgelassen.
  4. Vielleicht auch verleih[e].

Anmerkungen

  1. Vgl. Dt. Sprichwörterlex. IV nrr. 102, 151, 200.
  2. Dan 12, 2–3.
  3. Ps 4, 9.
  4. Zur Person vgl. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 208, 215.
  5. Vgl. Baden-Württ. Pfarrerbuch III 21 nr. 8. Sie starb 1621.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 393f.
  2. Klemm, Stadtkirche. Vortrag 52.
  3. Kdm Geislingen 47.
  4. Bischoff, Führer 41 nr. B11.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 432 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0043207.