Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 429 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1619

Beschreibung

Grabstein der Eheleute Michael Öxlin und Elisabeth geborene Meylin. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, 2. Stein von Osten. 1879 aus dem Rorgensteiner Friedhof übertragen, bis 1971/76 an der Westwand des südlichen Seitenschiffs. Rechteckiger Stein mit vorgeblendeter Ädikularahmung: Rollwerkgiebel mit Gottvater in Medaillon; auf dem Architrav Bibelvers (A), im Hauptfeld zwischen Pilastern fast vollplastisches Relief des gekreuzigten Christus mit drei Engeln, die das Blut aus seinen Wunden auffangen, unter dem Kreuz mit Titulus (B) zwei Wappen unter einem Helm, umgeben von der Familie der Verstorbenen, links vier Männer, rechts vier Frauen und drei Mädchen im Gebet; in der Sockelzone, in zwei Spalten angeordnet, die Inschriften (C) links und (D) rechts. Hellgrauer Sandstein, abgewittert und durch aufsteigende Nässe beschädigt, weggebrochene Ränder ringsum mit Zement ergänzt, Schrift stellenweise unlesbar.

Maße: H. 174, B. 84, Bu. 1,6 (A), 1,7 (B), 1,0 (C, D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, C, D), Kapitalis (B).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Matth. am 11. CAP(ITEL)1) kompt her zu mir alle die ir mieh/selig vnd beladen sei[t] Jch wil euch erquickhen

  2. B

    INRI

  3. C

    An(n)o 1597 den 16. Dece[mb]er / Jst in Gott seli[g E]ndtschl[afen] der / Ernuest v[nd . . .]achta) Michael / Öxlen d[es gericht]s [z]u g[e]iszl[ingen] / seine[s] alters 60b) Jar vnd [. . . . . .]c) / Jm Jar Christj 161[9]d) de(n) 26. Juli / Jst auch Christsellig verschiden / die Ehrn und [Tu]gentsam sein liebe / Ehliche ha[us]fraw Elisabet Meÿ=/le[rin] Jres alters 76. Jar der all=/mächtig Gott welle in beden sampt / allen in Christo Ruohendten am / Jungsten tag eine fröhliche vffer=/[steh]ung gnediglich [verleyhe]n ame[n]

  4. D

    Gọttseligkeit ḷạṣṣ glụṣẓṭen ḍịṛṾịḷ mehr dan Zeitlichs glaube mirW[an go]ḷḍṭ ṿṇḍ g̣ụṭṭ ṣịc̣ḥ ṿọṇ ḍịṛ sch[eidt]So weicht doch nicht die FrömigkeittVerlasz dich nicht [auf Jr]disch dingDaṇ zeitlichs gutt ṿẹṛṣc̣ḥẉịndt geringDarum der mensch [. . . . .] weislich thutDer allein suocht das ewig guttDrauff ich all [. . . .]e) sach Gott befahlVerschid ausz dissem Jamnerthalf)Vnd wart der frehliche vrstendtDa w[ird v]ns weder Todt noch SündNicht [sch]aden mer [in] EwigkeitD[. . . . . . . . . . . . . . . . . .]

Versmaß: Deutsche Reimverse (D).

Wappen:
Öxlin, Meylin2; Helmzier: Öxlin.

Kommentar

Zur Familie Öxlin vgl. nr. 391. Der Metzger Michael Öxlin war Kirchenpfleger und Richter in Geislingen von 1560 bis zu seinem Tode3. Ein Mitglied der Familie Meylin/Meulin, Hans, war 1576, 1593 und 1597 Bürgermeister, er ist vielleicht der Vater der Elisabeth4.

Der schlechte Zustand der Inschrift läßt keine Entscheidung zu, ob die Sterbedaten der Ehefrau erst nachträglich eingefügt wurden. Die Herkunft des Steins vom erst 1608 eröffneten Rorgensteiger Friedhof spricht aber dafür, daß er erst nach dem Tod der Frau angefertigt wurde und lediglich den Ehemann mitnennt, der auf jeden Fall noch auf dem Kirchhof bei der Stadtkirche in Geislingen beigesetzt worden ist5. Der Grabstein ist eine Arbeit der Ulmer Werkstatt Georg Hubers, der Aufbau entspricht dem des Grabsteins für Hans Veyhelmann von 1611 (vgl. nr. 400).

Textkritischer Apparat

  1. Nach dem zur Verfügung stehenden Raum am ehesten zu ergänzen: vnd fürgeacht.
  2. Zweite Ziffer unsicher.
  3. danach Klemm; diese Ergänzung ist nach noch erkennbaren Buchstabenresten unwahrscheinlich.
  4. Ergänzung nach Klemm.
  5. mein conj. Klemm.
  6. Eine Haste fehlt, Versehen des Steinmetzen.

Anmerkungen

  1. Mt 11, 28.
  2. 3 Nägel gestürzt fächerförmig, schräglinks überdeckt von einem Hochkreuz, links oben begleitet von einer Dornenkrone.
  3. Vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 119; Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 227.
  4. Ebd.; Geislinger Urkundenbuch 222 nr. 205; 223 nr. 206.
  5. Freilich wurden offenbar einige Grabsteine vom Kirchhof nach der Anlage des Friedhofs in Rorgensteig nachträglich dorthin versetzt; vgl. Einl. S. XIX.

Nachweise

  1. Alfred Klemm, Aus alter Zeit, A: Geislingen, in: Beil. zum Alb- und Filsthalboten Nr. 150 (1879 XII 16). = Ders., Stadtkirche. Nachträge 16.
  2. Kdm Geislingen 45.
  3. Bischoff, Führer 8 nr. 2.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 429 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0042907.