Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 424† Göppingen, ev. Stadtkirche 1618

Beschreibung

Grundsteinlegungsinschrift Herzog Johann Friedrichs von Württemberg auf einer Tafel, die in den Grundstein eingelegt war. Material und Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach Fischhaber.

  1. Quod Felix et Faustum sit.1) Anno a partu Virgineo Millesimo Sexcentesimo Decimo Octavo Decimo tertioa) Februariib) Imperatore Matthia Primoc) Lapis hic primus positus est in fundamento Templi huius. Quod Dei Gratia Illustrissimus Princeps ac Dominus Dominus Johannes Fridericus Dux Wurtembergensis et Teccensis Comes Mompelgardensisd) ex pia et devota Liberalitate loco veteris et angustae Capellae novum ac amplum fieri fecit. Opera Illustris Architecti Henrici Schikhardi Herrenbergensis caet(era) caet(era)

Übersetzung:

Auf daß das Werk vom Glück begünstigt sei und Glück bringe! Im Jahr 1618 von der jungfräulichen Geburt an, am 13. Februar, unter der Regierung Kaiser Matthias’ I., ist dieser erste Stein im Fundament dieser Kirche gelegt worden, welche von Gottes Gnaden der durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Johann Friedrich Herzog von Württemberg und Teck, Graf von Mömpelgard, aus frommer und gottergebener Gesinnung an Stelle der alten engen Kapelle neu und geräumig hat aufführen lassen durch das Werk des berühmten Baumeisters Heinrich Schickhardt aus Herrenberg.

Kommentar

Der Vorgängerbau der Schloßkirche war eine der hl. Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer geweihte Kapelle. Die Grundsteinlegungsinschrift weist deutliche Parallelen zu einer weiteren Bauinschrift von 1617 (nr. 422 †) auf. Gabelkover erwähnt in seinem Bericht über die Grundsteinlegungszeremonie eine Bleitafel, die der Pfarrer Philipp Schickhardt, ein Bruder des Baumeisters, bei der Prozession von der Oberhofenkirche zur neuen Schloßkirche vorangetragen habe: „Auf der Bleitafel aber sein Ihr Fürstl. Gnaden Nam, wie auch der geistlichen und weltlichen Oberen ihre Namen eingehauen samt der Jahreszahl“2. Diese Tafel sei in den Grundstein eingelassen worden. Der Beschreibung nach kann es sich nicht um die hier behandelte Inschrifttafel handeln. Der Wortlaut der Bleitafel-Inschrift scheint nicht überliefert zu sein.

Bemerkenswert ist die – durchaus nicht übliche – Nennung des Kaisers als Bestandteil der Datumsformel angesichts der politischen Spannungen am Vorabend des Dreißigjährigen Kriegs, vielleicht bezeichnend für die trotz der Mitgliedschaft Württembergs in der Evangelischen Union (Beitritt 1608) auf Ausgleich bedachte unentschlossene bis neutrale Haltung des Herzogs3.

Textkritischer Apparat

  1. MDCXVIII° XIII° Kdm Göppingen.
  2. Die Grundsteinlegung fand am 14. Februar statt, vgl. Kdm Göppingen 20. War die Ordinalzahl tatsächlich ausgeschrieben, kann freilich kaum mit einem Überlieferungsfehler gerechnet werden.
  3. Kdm Göppingen.
  4. Monspelg. Kdm Göppingen.

Anmerkungen

  1. Klassische Formel, auch ausführlicher: quod bonum, faustum, felix fortunatumque sit; vgl. u. a. Livius, Ab urbe condita 3, 34. Hier gleichbedeutend mit der Invokationsformel „In Gottes Namen“.
  2. Zit. nach Kirschmer, Geschichte der Stadt Göppingen I 168f. In den Gabelkover-Hss. des Hauptstaatsarchivs und der Württ. Landesbibliothek Stuttgart konnte die Fundstelle nicht ermittelt werden.
  3. Vgl. auch die – ursprünglich wohl nicht vorgesehene und dann auf dem Rahmen umlaufend (nachträglich?) von gleicher Hand eingetragene – Nennung Kaiser Ferdinands II. in einer Bauinschrift des württembergischen Herzogs von 1626 in Rothfelden: DI 30 (Calw) nr. 388.

Nachweise

  1. G. F. Fischhaber, Denkwürdigkeiten der Stadt Göppingen [um 1785] (WLB, Cod. hist. Q 30) fol. 5r.
  2. Kdm Göppingen 20 (vermutlich nach Fischhaber?).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 424† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0042405.