Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 354 Dürnau, ev. Pfarrkiche (St. Kilian und Cyriacus) (1598)

Beschreibung

Epitaph des Wolf von Zillenhart. Innen an der Nordwand, 5. Stein von Osten. Hochrechteckige Platte; vor einem Blendbogen auf einem weit vortretenden Sockel die fast vollrunde Figur eines Ritters in Harnisch, auf einem liegenden Löwen stehend, einen Streitkolben in der Rechten haltend, zu seinen Füßen rechts ein offener Visierhelm; rechts und links je drei Wappen untereinander; über dem Bogen und in den Bogenzwickeln das Ende einer Grabschrift in durchlaufenden Zeilen. Grauer Sandstein; der obere Teil der Platte mit dem Beginn der Inschrift ist weggeschnitten, der Kopf der Figur ragt deutlich über die Schnittkante hinaus.

Maße: H. (Rest) 210, B. 101, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. . . .] / RAHT VND // CAMERMEI/STER // WELCHE/M GO//TT / GNEDIG // SEI AME(N)

Wappen:
ZillenhartGrafeneck
EllerbachWesterstetten
VellbergVöhlin von Illertissen.

Kommentar

Die Ahnenwappenreihe erlaubt die Zuordnung des Grabmals zu Wolf(gang) von Zillenhart, der am 14. Dezember 1598 verstorben ist. Er war verheiratet mit Susanna Freiin von Grafeneck. Die ungewöhnliche Wappenanordnung bietet die vier Generationen zurückreichende Ahnenreihe des Verstorbenen, die nur die Schilde der Ehefrauen der agnatischen Stammlinie (Vater, väterl. Großvater, väterl. Urgroßvater usw.) berücksichtigt, im Uhrzeigersinn. Die korrekte Wappenfolge lautet demnach: Zillenhart, Grafeneck (Ehefrau), Westerstetten (Mutter Margarethe), Vöhlin (Großmutter Sibylla), Vellberg (Urgroßmutter Anna), Ellerbach (Ururgroßmutter Klara)1.

Wolf von Zillenhart begegnet 1563 als württembergischer Oberrat, 1565 bis 1576 als Obervogt zu Blaubeuren, 1573/74 als Hofgerichtsassessor und 1576 bis 1579 als Kammermeister der Stuttgarter Rentkammer2. Ab 1579 lebte er dann in Dürnau.

Aus derselben Werkstatt wie das Zillenhart-Grabmal stammt nach Ausweis der gleichen Schrift (E mit langem unteren Balken, rechtslastiges G, sehr breites T) und der weitgehend übereinstimmenden Details von Harnisch, Waffen, Helm und Wappen das Grabmal Friedrich Jakobs von Anweil von 1607 (vgl. nr. 386)3.

Anmerkungen

  1. Zur Genealogie vgl. Biedermann, Ottenwald, Tab. 278, 280; ergänzend und korrigierend dazu: Klemm, Herald. Forschungen 5, 203.
  2. Pfeilsticker § 1204, 2211, 1302, 1656.
  3. Ebenfalls dieser Werkstatt dürfte ein weiteres Zillenhart-Grabmal in der Dürnauer Kirche zuzuweisen sein (6. Stein von Osten), das in der Gesamtkonzeption dem Grabmal des Wolf von Zillenhart nachgebildet ist, in Einzelheiten wie der Verzierung des Harnischs aber dem Anweil-Grabmal deutlich näher steht. Es weist heute keine Inschrift mehr auf, nach den Ahnenwappen scheint es für einen Sohn Wolfs bestimmt gewesen zu sein. Das Wappen der Ehefrau (geteilter Schild) macht freilich eine Zuordnung zu den bekannten großjährigen Söhnen (nach Bernhardt II 740), Wolf Niklas († 1623) und Wolf Dietrich, unwahrscheinlich, da für deren Ehefrauen das Stainsche bzw. das Rustsche Wappen eingesetzt sein müßte. Non liquet. – Zu der Bildhauerwerkstatt und ihrer charakteristischen Schrift vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Einl. LIII.

Nachweise

  1. Kdm Göppingen 78.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 354 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0035408.