Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 329 Drackenstein-Unterdrackenstein, kath. Pfarrkirche St. Michael 1590

Beschreibung

Grabplatte der Ursula (?) von Westerstetten. Innen an der Chor-Ostwand. Noch 1928 lag die Platte rechts vom Hochaltar im Boden1. Inschrift (A) auf dem linken, oberen und rechten Rand umlaufend, die Rahmenleiste nach innen reich profiliert; am unteren Rand auf schmalerer Rahmenleiste die Steinmetzsignatur (B); im eingetieften Mittelfeld Flachrelief-Figur der Verstorbenenen in langem Gewand und Haube, in den übereinandergelegten Händen ein Rosenkranz, in den Ecken vier Vollwappen. Roter Sandstein, stark abgetreten, Schrift am rechten Rand fast unlesbar, Ausbrüche an den Ecken und am linken Rand (erheblicher Schriftverlust).

Maße: H. 171, B. 85, Bu. 4,2 (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis (B).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    [An]no Do(min)j: 1590 den 16 Januarj Starb zu Ṿḷṃa) ṿ[nd liegt hie] ḅegrabe(n) ḍi[e Edel / v]nd Ehrentreich Junckfraụ Ṿ[. . . .]ạb) / [g]eborne von westerstetten [. . .]c) wel[le]

  2. B

    · H(ans) · (Stz. nr. 5) · S(challer) ·

Wappen:
WesterstettenRechberg
Marschall von PappenheimRammingen2.

Kommentar

Die Schrift ist die für die Schaller-Werkstatt typische sehr gleichmäßig gehauene gotische Minuskel mit charakteristischen Versalien. Nach Ausweis der Ahnenwappen war die Verstorbene eine Schwester des Hans von Westerstetten, des Letzten aus der Linie zu Drackenstein (vgl. nr. 314)3.

Textkritischer Apparat

  1. Nur die unteren Buchstabenhälften erhalten. Der knappe zur Verfügung stehende Platz für das zu ergänzende Formular sichert die Lesung.
  2. Lesung sehr unsicher. Vom Versal nur eine Haste über einer Wellenlinie zu erkennen, vielleicht auch B, G oder O.
  3. Zu ergänzen ist eine Fürbittformel, nach dem verfügbaren Raum etwa: welcher Gott gnädig und barmherzig sein.

Anmerkungen

  1. Vgl. die von Pfarrer Stegmaier verfaßte und von Schultheiß Bosch fortgesetzte handschriftl. Ortschronik Drackenstein von 1928 (kath. PfarrA Drackenstein; Kopie im KrAG, Sign. 4842) 16, wonach die Grabstätte einer Ursula von Westerstetten, die freilich fälschlicherweise als Witwe statt als Schwester des Hans von Westerstetten (vgl. nr. 314) und als 1594 verstorben bezeichnet wird, entsprechend lokalisiert wird. Diese Angabe ist offensichtlich auf die vorliegende Grabplatte zu beziehen.
  2. Steigender (!) Widder; Helmzier: wachsender Widder, vgl. Alberti 610f. und nr. 314 Anm. 2.
  3. Bucelinus II. Stammtaf. Westerstetten führt fünf Schwestern Hans’ auf; Anna, Katharina, Barbara, Ursula und Apollonia. Vom Schriftbefund kommt nur der Name Ursula in Betracht, was auch mit den Angaben der Ortschronik (wie Anm. 1) am besten in Einklang bringen läßt.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 329 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0032902.