Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 287 Donzdorf, ehem. Gräflich Rechbergsches Schloß (Rathaus), Altes Schloß um 1570

Beschreibung

Hölzerner Rundpfeiler mit Ahnenwappen der Margarethe Anna von Rechberg. Im 2. Obergeschoß als Stütze eines Durchzugbalkens, am oberen Absatz der sog. „Löwentreppe“1. Nach wiederholten durchgreifenden Umbauten der gesamten Schloßanlage, vor allem im vorigen Jahrhundert, bei denen die oberen Stockwerke völlig umgestaltet wurden, befindet sich vermutlich auch der Rundpfeiler nicht mehr am ursprünglichen Standort. Glatter Schaft, Basis und „Kapitell“ in spätgotischen Formen, auf den vier Seiten des überhöhten „Kämpfers“ in farbigen Rechteckfeldern aufgemalte Vollwappen mit Beischriften neben den Helmzierden. Eine Seite (jetzt Nordseite) wurde glatt abgesägt2, dadurch Verlust eines Wappens mit Beischrift und Beschneidung der beiden angrenzenden Seitenflächen; das Fehlstück durch ein angeleimtes Brett ergänzt. Das aufgelagerte Sattelholz wohl nicht ursprünglich.

Ergänzung von Inschrift (B) nach den genealogischen Zusammenhängen.

Maße: H. („Kämpfer“ und „Kapitell“, eigenes Werkstück) 80, B. 29, T. 29, Bu. 2,7–3,1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

A. Ostseite:

  1. Die fier // Anen

B. Nordseite:

  1. [Hirnheim]

C. Westseite:

  1. [T]reic//hlinge(n)

D. Südseite:

  1. Ahel//finge(n)

 
Wappen
Rechberg, [Hirnheim], Treuchtlingen3, Ahelfingen4.
Die vier Wappen ergeben die Ahnenprobe der Margarethe Anna von Rechberg, Gemahlin Hans’ von Rechberg zu Illereichen († 1574) sowie ihrer Brüder Hans und Georg (vgl. nr. 286): Die Eltern ihres Vaters Erkinger von Rechberg waren Hans I. von Rechberg zu Ravenstein und Scharfenberg und Margarethe von Treuchtlingen, die Eltern ihrer Mutter Dorothea waren Ulrich von Hirnheim und Anna von Ahelfingen5. In der Wappentafel am Neuen Schloß von 1568 (nr. 286) sind Hans und Margarethe als Bauherren genannt. Vermutlich gab es ursprünglich einen Rundpfeiler, der als Gegenstück die Ahnenwappen des Ehemanns (Rechberg, Fraunhofen, Güß von Güssenberg, Ellerbach) zeigte6. Die Entstehungszeit wird man am ehesten in die Nähe der durch die Wappentafel dokumentierten Baumaßnahmen rücken dürfen, sicherer terminus ante quem ist das Todesjahr der Margarethe Anna, 15727.

Anmerkungen

  1. Die Treppe aus dem 18. Jahrhundert, offenbar aus dem Neuen Schloß im 19. Jahrhundert hierher versetzt, vgl. Kdm Geislingen 94 und Schahl, Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 84.
  2. Die Abarbeitung deutet darauf hin, daß der Rundpfeiler zeitweise einer Wand vorgelegt war.
  3. In Rot eine rotbewehrte und -gezungte weiße Gans; Helmzier: Schildfigur.
  4. Die Wappen Rechberg und Ahelfingen linksgewendet.
  5. Vgl. Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 6; Schahl, Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 85; nr. 97 †.
  6. Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 5.
  7. So auch Schahl, Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 85.

Nachweise

  1. Schahl, Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 84f. (nur Inschr. A).
  2. Einweihung des Donzdorfer Schlosses als Verwaltungszentrum, hg. v. d. Stadt Donzdorf, Kissing 1995, [5] (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 287 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0028702.