Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 277 Weißenstein (Stadt Lauterstein), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1564

Beschreibung

Glocke aus der Volmerschen Gießhütte in Biberach. Im Turm; dem Wortlaut der Inschrift nach aus einer älteren Glocke umgegossen. Schulterinschrift über Fries aus hängenden Akanthusblättern; auf der Flanke zwei Vollwappen sowie ein Relief der Muttergottes im Strahlenkranz; am Schlag Kettenfries.

Maße: H. (o. Krone) 85, Dm. 103, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. + DISE · GLOG · WIERT · ERNEIRT · VON · DEM · EDLEN · VND · VESTEN · IERGEN · VON · RECHBERG · VON · HOCHENRECHBERG · ZV · WEISENSTAIN 1564

Wappen:
Rechberg, Bubenhofen.

Kommentar

Als Invokationskreuz ist das für die Volmersche Gießhütte typische Lilienkreuz verwendet, als Worttrenner dienen sechsstrahlige Sterne1. Die Weißensteiner Glocke markiert den nördlichsten Punkt des Einzugsgebiets der Biberacher Gießhütte. Die Verbindungen zu Biberach erklären sich durch die Herkunft des Auftraggebers: Die Rechberger besaßen die Ortsherrschaft über Weißenstein seit dem Ende des 14. Jahrhunderts, 1548 fiel sie an die Linie Illereichen-Kronburg. Die Familie übte auch das Patronat über die Kirche aus, die, nachdem sie zuvor Filial von Treffelhausen gewesen, 1478 zur Pfarrkirche erhoben worden war2. Der Glockenstifter Georg III. († 1574) ist der Sohn Gaudenz’ I. von Rechberg zu Kronburg und der Magdalena von Stain. Er heiratete 1533 die durch das Allianzwappen bezeichnete Regine von Bubenhofen, Tochter des Marx von Bubenhofen und der Magdalena von Ehingen3. Im selben Jahr ließ Georg von derselben Gießhütte eine Glocke mit fast gleichlautender Inschrift und ähnlicher Glockenzier für die Pfarrkirche zu Kellmünz an der Iller (LKr. Neu-Ulm) gießen, drei Jahre später ließ sein gleichnamiger Onkel eine weitere Biberacher Glocke für diese Kirche folgen4. Eine in der Weißensteiner Kirche vor dem Ersten Weltkrieg noch vorhandene von Hans Braun 1630 gegossene kleine Glocke5 ist verloren. Ihr Wortlaut ist nicht überliefert.

Anmerkungen

  1. Zu den Volmer-Glocken vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern 54–56; Dt. Glockenatlas Bayer.-Schwaben 46.
  2. Vgl. LdBW III 299.
  3. Vgl. Stammtaf. d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 7.
  4. Dt. Glockenatlas Bayer.-Schwaben nrr. 597, 598.
  5. Vgl. Kdm Geislingen 181.

Nachweise

  1. Kdm Geislingen 181.
  2. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 702a.
  3. Seehofer, Lauterstein 148.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 277 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0027706.