Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 267 Donzdorf, kath. Pfarrkirche St. Martin 1556

Beschreibung

Epitaph für die Brüder Georg von Rechberg zu Ravenstein († 1547) und Hans von Rechberg zu Scharfenberg († 1549). Im Chor, hinter dem Hochaltar in die Südostwand eingelassen. Hochrechteckige Rotmarmorplatte mit architravartigem Aufsatz, vielleicht ursprünglich darüber ein Giebel. Im „Architrav“, der nach oben hin durch ein weit vorkragendes Gesims abgeschlossen ist, zentral ein Vollwappen mit zwei Helmen, flankiert von zwei 3zeiligen Inschriften (A); unten die in hohem Relief ausgeführten Figuren zweier stehender Ritter in einer Flachnische unter Zwillingsbogen mit hängendem Bogenanfall; in den Bogenlaibungen zwei Sterbejahre (B), im Mittelzwickel Jahreszahl (C) und Stz. nr. 3; unten zwischen den beiden Rittern ein kleiner linksgekehrter Wappenschild. Gesims und Teile der Standfiguren beschädigt.

Maße: H. 231, B. 130, Bu. 5,2 bzw. 3,0 (A), Zi. 4,0 (B), 5,0 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Joerga) von Rechberg / vo(n) Hochenrechberg / zu Rauenstain · //Hanns von Rechb=/erg von Hohenrech=/berg zu scharpfenbergb) // Gebrüe=//=derc)

  2. B

    15 47 // 15 49

  3. C

    · 1 · 5 · 56 ·

Wappen:
Rechberg; Freyberg.

Kommentar

Das sorgfältig vorgeritzte Gitternetz der Inschrift und die Hilfslinien für die Jahreszahlen sind noch deutlich zu erkennen. Die Schrift hat zwar schon die charakteristischen Buchstabentypen der Fraktur (einstöckiges a, f und langes s mit Unterlänge, gebrochenes Schleifen-s und zweibogiges z; allerdings noch kein spitzovales o), doch stehen die extrem hohen Proportionen und die engen Buchstabenabstände noch ganz in der Tradition der gotischen Minuskel. Dementsprechend sind die Schwellzüge erst schwach ausgeprägt, Schwellschäfte kommen noch gar nicht vor. Über das u ist als diakritisches Zeichen ein v-förmiges Häkchen gesetzt.

Georg und Hans von Rechberg waren Söhne des Erkinger von Rechberg zu Ravenstein und Scharfenberg und der Dorothea von Hirnheim. Georg, für den früher auch noch ein Totenschild in der Kirche angebracht war (nr. 247 †), starb am 30. November 1547. Das kleine Wappen im Feld gehört seiner Frau Radegunde von Freyberg. Hans starb, offenbar unvermählt, am 8. Oktober 15491. Auch für ihn hing ein Totenschild in der Kirche (nr. 248 †). Auftraggeber des ungewöhnlichen, erst neun bzw. sieben Jahre nach dem Tod entstandenen Grabmals waren vermutlich Margarethe, die Schwester der beiden Verstorbenen, und ihr Mann Hans von Rechberg zu Illereichen, der nach dem Tod Georgs und Hans’ den Besitz der mit diesen im Mannesstamm erloschenen Scharfenberger Linie mit dem angestammten vereinigen konnte. Der konkrete Anlaß für die Stiftung des Denkmals bleibt freilich unklar.

Der Bildhauer, dessen Steinmetzzeichen – wohl ein aus den Buchstaben K und h gebildetes Monogramm – sich auf dem Grabmal des Marquard von und zu Schwendi und der Dorothea geb. von Stain († 1547) in der kath. Pfarrkirche St. Stephanus zu Schwendi (LKr. Biberach) sowie an einer Bauinschrift des Marquard von Schwendi von 1561 am Triumphbogen derselben Kirche wiederfindet2, dürfte am ehesten in Ulm zu suchen sein3.

Textkritischer Apparat

  1. e winzig über das o übergeschrieben.
  2. rg am Zeilenende in stark verkleinertem Schriftgrad übereinandergestellt.
  3. Das letzte Wort in verkleinertem Schriftgrad (3 cm) beiderseits des Wappens in Höhe der 3. Zeile zwischen die beiden Nameninschriften gesetzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 248 † u. Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 6.
  2. Vgl. Kdm Laupheim 118f. Die Schrift dort deutlich anders und erhaben ausgeführt.
  3. Vgl. Klemm, Württ. Baumeister 156f. Nr. 303.

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 154/15, Umschlag 329: v. Rechberg) fol. 9r.
  2. GRA, A 675: „Genealog. Urkunden u. Stammenbäume Von der familie Rechberg“, Einzelbl., 18. Jh.
  3. Rechberg-Epitaphien-Album (GRA, o. Sign)., angelegt 1809, 2 Zeichungen.
  4. StAL, E258 VI, Spezialia, Konvolut 17: OAB. Geislingen, Bemerkungen zum topogr. Blatt Donzdorf von E. Paulus, 1832.
  5. Schön, Einstige Ausschmückung 80.
  6. Kdm Geislingen 90f. (Abb.).
  7. Hummel, Donzdorf 23 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 267 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0026700.