Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 253 Wäschenbeuren-Wäscherhof, Wäscherschloß 2. H. 15./1. H. 16. Jh.
Beschreibung
Spruch oder Devise, mit Holzkohle auf die hölzerne Südwand des Kaminzimmers im 1. Obergeschoß des Herrenhauses geschrieben; über Augenhöhe1. Die Schrift ist relativ gut erhalten, aber durch die starke waagerechte Maserung des Holzes stellenweise schwer lesbar.
Maße: H. (beschriftete Fläche) 21, B. 44, Bu. 1,3–2,0, Versalien und Oberlängen bis 14,5 cm.
Schriftart(en): Bastarda.
Jch hab kain Rụṇ /ḳartta
Anmerkungen
- Die Kenntnis dieser Inschrift verdanke ich dem freundlichen Hinweis von Herrn Paul Kaisser, Wäschenbeuren, der mir auch die Aufnahme bereitwillig ermöglichte.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 253 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0025306.
Kommentar
Schließt man als Urheber der merkwürdigen Inschrift das – nach Aussage des derzeitigen Schloßbesitzers freilich noch heute gelegentlich aktive – Schloßgespenst aus, so bleiben Bedeutung und Zweck der Inschrift unklar. Sie ist von geübter Hand schwungvoll ausgeführt, die hoch aufragenden Oberlängen von h und k greifen wie in den zeitgenössischen Kanzleischriften in weitem Bogen nach rechts aus. Die erste Zeile ist wohl zu lesen als „Ich habe kein Ruhen“ (Devise?), das Wort in der zweiten Zeile ist völlig rätselhaft. Die ungefähre Datierung stützt sich auf die Schriftformen, die den Schreibgewohnheiten des 15. Jahrhunderts entsprechen, jedoch auch noch bis ins 2. Viertel des 16. Jahrhunderts möglich sind. Ich tendiere eher dazu, die Inschrift an den Anfang der vorgeschlagenen Zeitspanne zu rücken.
Das Wäscherschloß wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts als staufische Ministerialenburg erbaut und befand sich seit dem 2. Viertel des 14. Jahrhunderts, und somit auch zur Entstehungszeit der Inschrift, im Besitz der von Rechberg zu Staufeneck (bis 1599, ab 1465 als österreichisches Lehen). Nachweisbare Baumaßnahmen fanden nach Beschädigungen im Städtekrieg von 1377 statt, das erste Fachwerkobergeschoß entstand im 15. Jahrhundert.