Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 234 Eybach (Stadt Geislingen a. d. Steige), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt um 1533

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Martin II. von Degenfeld und Ursula geborene von Plieningen. Innen an der Südostwand des Erweiterungsbaus, früher an der Langhaus-Südwand. Rechteckige Platte mit beschriftetem Segmentbogenfeld als Bekrönung, auf dem Bogenzenit und an den Kämpferpunkten mit drei Kugeln besetzt; auf der Platte in hohem Relief in der oberen Hälfte Kreuzabnahme, flankiert von zwei Vollwappen, in der unteren Hälfte ein junges Paar kniend und betend, der Mann im Harnisch, zwischen dem Paar und rechts unten je ein Vollwappen. Sandstein, farbig gefaßt, die eingehauene Schrift mit schwarzbrauner Farbe nachgezogen; am unteren Rand bestoßen. Die Sterbedaten wurden nach dem Tod der Eheleute in die freigelassenen Lücken offenbar nur mit Pinsel und Farbe nachgetragen; von diesen Nachträgen, die im vorigen Jahrhundert noch sichtbar gewesen sein müssen1, sind keine Spuren mehr erhalten.

Maße: H. 115, B. 90, Bu. 2,3–2,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und Frakturversalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno d(omi)ni 15〈. .〉a) / den 〈. .〉 tag des 〈. . . .〉 Monats / starb der Edel vnd vest Martin der elter / von Degenfeld 〈. . . . . . . 〉 Anno d(omi)ni 15〈. .〉 denb) / tag des 〈. . . . .〉 Monats starb 〈. . . . . .〉c) die Edel / vnd tvgendsamed) Vrsula von Degenfeld geborn von / pleni(n)gene) sein eliche havszfrow Dere(n)f) seelen wöl Gott / ein froliche vrstend verleihen an Jhene(m)g) grosze(n) tag

Wappen:
Degenfeld, Plieningen, Neuhausen, Waldenburg2.

Kommentar

Der Stein ist in der gleichen Werkstatt, vermutlich zur gleichen Zeit oder wenig später, entstanden wie das Epitaph für die Eltern Martins von Degenfeld (vgl. nr. 233). Die Inschriften der beiden Grabmäler stammen wohl von derselben Hand, zur Schrift vgl. daher das bei nr. 233 und 241 Gesagte. Zusätzlich findet hier rundes Schluß-s Verwendung. Auffällig ist die unpräzise Positionierung des gebogenen Kürzungsstrichs.

Die Sterbedaten der Eheleute – Martin starb am 13. Aug. 1557, Ursula am 29. Juni 15703 – wurden später nur provisorisch nachgetragen. Ursula von Plieningen ist wahrscheinlich um 1510/15 geboren: Auf dem Familien-Grabmal der Plieningen in der ev. Pfarrkirche zu Kleinbottwar (Stadt Steinheim a. d. Murr) von 1525 ist sie noch als junges Mädchen dargestellt4, auf dem Eybacher Epitaph dann als etwa 20– bis 30jährige. Dies paßt zur Datierung des Steins ungefähr in die Mitte der 30er Jahre des 16. Jahrhunderts. Martin II. von Degenfeld, zunächst Kleriker, dann aber nach dem Tode seiner Brüder zur Fortsetzung des Stammes wieder in den Laienstand getreten, ist von 1545 bis zu seinem Tode 1557 als Obervogt zu Göppingen bezeugt (vgl. nr. 46)5.

Textkritischer Apparat

  1. Wortlaut mit Nachträgen nach AGDSE, Glaskasten XIII, 22 (wie unten): Anno D(o)m(in)i. 1557. den 13. Tag des August-Monats, starb der Edle und Veste Martin der Elter von Degenfeld zu Ybach. Anno D(o)m(in)i. 1570. den 29igsten Monats Tag Juny starb die Edel und Tugendsame Ursula von Degenfeld, gebohrne von Pleningen, sein ehliche Haußfraw, dern Seelen wöl Gott eine fröhliche Urstend verleyhen, an jenem grossen Tag.
  2. Am Zeilenende kein Spatium für den Sterbetag freigelassen.
  3. Vermutlich freigelassen für den Vermerk zuvor bzw. hernach o. ä.
  4. Merkwürdige, offenbar verhauene Ligatur von geradem d und langem s.
  5. Kürzungsstrich über dem ersten n.
  6. Kürzungsstrich über er.
  7. Kürzungsstrich über dem n.

Anmerkungen

  1. Klemm, Zum 600jährigen Jubiläum 250 gibt die Sterbedaten „nach dem Denkmal“ bzw. „nach ihrer Grabschrift in Eybach“. Im AGDSE (wie unten) hat sich eine Abschrift aus dem E. 17./A. 18. Jh. erhalten, die den vollen Wortlaut mit den Nachträgen wiedergibt, freilich mit etwas veränderter Wortstellung; vgl. Anm. a.
  2. Verteilung der Ahnenwappen wie bei nr. 233: Ehewappen unten, mütterliche Wappen oben, vgl. Klemm, Heraldische Forschungen 2, 46.
  3. Vgl. Anm. a. und Kdm Geislingen 113.
  4. Vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 239, Abb. auf Frontispiz.
  5. Vgl. Pfeilsticker §2343; Klemm, Zum 600jährigen Jubiläum 247, 250 Anm. 28.

Nachweise

  1. AGDSE, Glaskasten XIII, 22: Familien-Denkmäler u. Epitaphien betreffend: undat. Blatt E. 17./A. 18. Jh.
  2. Ebd., „Eybach. Extract Deren in der Kirchen daselbst befindlichen Herrsch. Degenfeld. Epitaphien (A. 18. Jh., verkürzter Wortlaut).
  3. Waltz, Miscellanea Historica (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 147v (verkürzter ungenauer Wortlaut).
  4. Kdm Geislingen 113f, 117 (Abb.).
  5. Karlheinz Bauer, Der alte Ritterort Eybach, in: Helfenstein 18 (1971) 117–119, hier: 118 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 234 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0023401.