Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 189 Adelberg-Kloster, ev. Kirche (ehem. Klosterkapelle St. Ulrich) um 1507 (?)

Beschreibung

Wandgemälde. Innen an der Langhaus-Südwand. Fast quadratisches Bildfeld mit Darstellung eines Prämonstratensers, der von drei Knaben auf einer Wiese überwältigt, geschlagen und geblendet wird, darunter Schriftkartusche mit 4zeiliger Inschrift. Vermutlich gleichzeitig mit nr. 188 entstanden und ebenfalls 1744 barock übermalt unter Neufassung der Inschrift. Da keine kopiale Überlieferung des ursprünglichen Textes existiert, folgt der Text dem heutigen Befund.

Maße: H. ca. 240, B. 156, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno 1188. haben allhier auf der Dobelwÿßen1) des / Kaisers Friderici Barbarossae dreÿ Edelknaben von Hohen=/staufen, jhrem Praeceptore die Augen außgestochen, / 〈Renoviert Anno 1744, u. 1969–72.〉

Kommentar

Die Begebenheit, die in Bild und Inschrift festgehalten ist, wird von Crusius näher erläutert2: Demnach habe Kaiser Friedrich I. bald nach Einrichtung des Stifts drei Edelknaben dorthin zur Erziehung in die Obhut eines der Brüder gegeben. Für die von ihrem Lehrer erhaltenen Züchtigungen hätten sich die Schüler dann auf einem Spaziergang gerächt, indem sie ihn mit Fäusten traktierten und ihm die Augen ausstachen. Kaiser Friedrich habe sie daraufhin einkerkern lassen, auf Intervention hin aber wieder freigegeben und vom Hof verbannt.

Anmerkungen

  1. Dobelwiesen: Gelände zwischen dem Kloster und Dorf Hundsholz/Adelberg.
  2. Ann. Suev. II 475.

Nachweise

  1. Müller, Kloster Adelberg 12.
  2. Illig, Geschichte von Göppingen u. Umgebung II 178f., Abb.
  3. Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 96.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 189 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0018908.