Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 172 Eislingen a. d. Fils-Krummwälden, Simultankirche St. Jakobus um 1500

Beschreibung

Wandmalereien. Im Chor; 1974 und 1978 in zwei Abschnitten aufgedeckt und restauriert1. Alle Wände sind in zwei Reihen mit Bildfeldern ausgemalt, die zu einem Marienleben- und einem Passionszyklus gehören; in der Chorbogenlaibung Bilder der klugen und törichten Jungfrauen, ohne Inschriften; in den Fensterlaibungen der Ost- und Südwand gekrönte Heiligenfiguren, ebenfalls ohne Beischriften. Die beiden Bilderzyklen sind mit Beischriften in den Rahmenleisten über den Einzelbildern versehen. Bildverlust unter anderem durch Fenstervergrößerungen, Türdurchbruch zur Sakristei und später aufgemalte Weihekreuzscheiben; Inschriften stellenweise unleserlich.

Maße: Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

I. Marienlebenzyklus in zwei Bildreihen untereinander, jeweils von links nach rechts fortlaufend von der südöstlichen Chorschlußwand über die Süd- und Westwand bis zum Chorbogen reichend. A. Joachim (rechte Hälfte mit Engel zerstört):

  1. Joachim ·

B. Begegnung an der Goldenen Pforte (linke Hälfte zerstört):

  1. · ạ[n]na ·

C. Mariae Geburt:

  1. Joachima) · annaa)

D. Mariae Tempelgang, keine Inschrift erhalten.

E. Hochzeit Mariae:

  1. [J]oachim · [m]ar[ia] Josef ·

F. Mariae Verkündigung, über dem Chorbogen in den Bogenzwickeln; Engel und Maria jeweils mit Spruchbändern:

  1. [. . .] ·· tecum2) ··· [ec]ce ···· anc[i]lla ·· [do]mini ·· fiat3)

G. Christi Geburt (?)4):

  1. maria

H. Beschneidung (linke Hälfte zerstört), keine Inschriften erhalten.

I. Anbetung durch die hl. Drei Könige:

  1. melchior kaspar Baltasara) · · maria ·

K. Kindermord und Flucht nach Ägypten:

  1. · herodes · · s · ma[r]ia · ṣ · ioṣef ·

II. Passionszyklus, in zwei Bildreihen untereinander, jeweils von links nach rechts fortlaufend von der Westwand (rechts vom Chorbogen) über Nord- und Nordostwand bis zur Ostwand reichend.

L. Eintritt in Jerusalem, keine Beischrift erhalten. M. Abendmahl:

  1. Jhesus [. .]ḍ[. . .

N. Jesus am Ölberg, keine Beischrift erhalten.

O. Gefangennahme, Judaskuß:

  1. [. . .]b)

P. Jesus vor Pontius Pilatus:

  1. . . .]ṭ[. . .

Q. Geißelung und Verspottung, keine Beischrift erhalten.

R. Dornenkrönung:

  1. Jhesus · ṃạṛṭẹ[. . .c)

S. Ecce homo:

  1. · Jhesus · ṿ[e]ṛurt[a]il[. . .

T. Kreuzanheftung:

  1. . . .]us [. . . . . . . .] geheft ·

U. Kreuzigung (nur linkes Viertel erhalten):

  1. . . .]t[. . .

V. Kreuzabnahme (?, nur fragmentarisch), keine Beischriften erhalten.

W. Grablegung:

  1. · Jhesus · ins · grab · legen ·

X. Auferstehung:

  1. Jhesus · ṿṛ ṣtendẹṇd)

Y. Himmelfahrt:

  1. · Jhesus · ạuff[. . .e)

Die Wandmalereien sind stilistisch um 1500 einzuordnen. Im Jahr 1500 erhielt die unter dem Patronat der Rechberger stehende Kirche auch eine Glocke (nr. 165).

Textkritischer Apparat

  1. Buchstabenteile falsch ergänzt.
  2. Über Christus noch Hastenreste sichtbar, vermutlich wiederum zu Jhesus zu ergänzen.
  3. Jhesus gekrönet Wiedenmann; vom Befund her ausgeschlossen.
  4. auferstanden Wiedenmann.
  5. Danach nur noch einzelne Hasten zu erkennen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Wiedenmann (wie unten) 6; Hummel, Wandmalereien Kreis Göppingen 115 gibt als Jahr der Restaurierung „1975/76“ an.
  2. Lc 1, 28: ave gracia plena dominus tecum.
  3. Lc 1, 38.
  4. In grasbewachsener hügeliger Landschaft Maria links im Bild kniend, rechts sind die Füße und das lange Gewand eines sitzenden Mannes mit einem zwischen die Knie gelegten Stab zu erkennen (Josef). Zwischen beiden Personen fliegt die Taube des Hl. Geistes, ausgeschickt von der aus dem Himmel ragenden Hand Gottes, herab. Die rechte Bildhälfte ist völlig zerstört, die Mitte durch ein aufgemaltes Weihekreuz beschädigt. In Verlängerung der Flugrichtung der Taube befand sich vermutlich das Christuskind (in der Krippe?). Ungewöhnlich ist die Darstellung der Szene in der freien Landschaft, vielleicht war aber in der rechten Bildhälfte ein Gebäude angedeutet. Allenfalls wäre vom Bildaufbau her an dieser Stelle des Zyklus eine Darstellung des Josefszweifels denkbar, doch fehlte dann die zentrale Szene der Geburt Christi. Von den üblichen Szenen des Marienlebens fehlt hier sonst nur die Heimsuchung. Die Deutung des Bilds als „Verlobung Maria und Joseph“ durch Wiedenmann (wie unten) ist jedenfalls verkehrt.

Nachweise

  1. Dangelmaier, 700 Jahre Krummwälden 82–84 (Kurzbeschreibung ohne Wortlaut).
  2. Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 115, Abb. 42–45, 47 (ebenso).
  3. Wiedenmann, St.-Jakobs-Kirchlein 5–10 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 172 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0017206.