Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 118 Adelberg-Dorf, ev. Pfarrkirche (St. Maria, Ulrich und Konrad) 1490

Beschreibung

Bauinschrift des Abts von Adelberg Berthold Dürr. Außen über dem Westportal. Hochrechteckige Tafel; links Abtsstab mit Velum, rechts oben Wappenschild in Relief, unter dem Wappen eingehauener 7zeiliger Schriftblock; auf dem schmalen zum Mittelfeld hin abgeschrägten Rahmen oben in der Mitte Stz. nr. 2. Roter Sandstein; Witterungsschäden. Inschrift offenbar stellenweise nachgehauen und in den ersten sechs Zeilen zusätzlich beeinträchtigt durch unsachgemäßes Nachziehen der Schrift mit dunkler Farbe1.

Maße: H. ca. 130, B. ca. 80, Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno d(omi)ni · m · cccc · / lxxxxa) · feria s(e)c(un)da / pasce do(minus)b) berchtold(us) / dür abbas adlberg(e)n(sis) · / posuit hui(us) capelle p(r)i(us)c) / lapide(m) i(n) p(re)sẹ(n)c̣ịạ ṣụi co(n)/uent(us)d) et alior(um) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1490 am Ostermontag hat Herr Berthold Dürr, Abt von Adelberg, den ersten Stein zu dieser Kapelle gelegt in Gegenwart seines Konvents und anderer.

Datum: 12. April.

Wappen:
Dürr.

Kommentar

Die Schrift ist mit ihrer schwankenden Buchstabenhöhe und ungleichmäßigen Zeilenabständen sehr unregelmäßig, jetzt freilich zusätzlich verfälscht durch die Bemalung. So sind etwa die zweistöckigen a teils als einstöckige nachgezogen. b, d und p gehen häufig Ligaturen ein, besonders bemerkenswert ist die ungewöhnliche ba-Ligatur in abbas. Auffällig ist ferner der ausgiebige Gebrauch von Abkürzungen.

Zur Vorgeschichte und den Umständen, die zum Bau der Kirche im Hundsholz (jetzt Adelberg-Dorf) geführt haben, vgl. nr. 169. Die Mutterkirchenrechte über die neue Hundsholzer Kirche hatte Kloster Lorch, während Kloster Adelberg über die Pfarrpfründe verfügte und die Messe versah2. Die Bauinschrift Abt Bertholds an der Ulrichskapelle in Kloster Adelberg (nr. 169) hat fast denselben Wortlaut wie die vorliegende, nur geringfügig um den Pontifikalienpassus erweitert. Der Bau beider Kirchen wurde jeweils an einem Ostermontag mit der Grundsteinlegung begonnen.

Textkritischer Apparat

  1. Vor l offenbar ein Quadrangel mit Abstrich auf Höhe der Oberlinie des Mittelbandes, vielleicht ein (et)-Kürzel. Handelte es sich nur um eine Beschädigung der Steinoberfläche, wäre die Zeile als einzige innerhalb des Schriftblocks nicht linksbündig.
  2. do-Ligatur, darüber ein Häkchen als Kürzungszeichen, dahinter ein langer, in den Ober- und Unterlängenbereich ragender us-Haken.
  3. p mit klein übergeschriebenem i, da Zeichen dahinter wohl nur als langer us-Haken zu deuten. So statt primum.
  4. Derzeitiger Schriftbefund der vorletzten Zeile nach falscher Bemalung: lapideim prinum. Die letzte Zeile lautete nach verfälschender Übermalung (vgl. Anm. 1): in honorem. Daher die falsche Lesung bei Halbey 91.

Anmerkungen

  1. Das Foto in Kirschmer, Chronik von Adelberg 134 zeigt in der letzten Zeile eine völlig falsche Bemalung, die mittlerweile entfernt wurde.
  2. LdBW III 338.

Nachweise

  1. Müller, Kloster Adelberg 18.
  2. Illig, Geschichte von Göppingen und Umgebung II 203 Anm. I.
  3. Kirschmer, Chronik von Adelberg 134 (Abb.).
  4. Halbey 91.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 118 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0011802.